Künstler*innen und Geheimdienste – die Fussballmafia ist schon weiter
Neulich verbreiteten Medien eine angebliche neue Freundin eines recht bekannten Fussballmillionärs hier aus dem Westen. Wird eine solche Sau penetrant inszeniert durchs Dorf getrieben, erregt sie mein Misstrauen. Gibt es doch Agenturen, die Fussballprofis mit arrangierten Ehen versorgen und davon blendend leben können. Nur, damit die Jungs nicht in den öffentlichen Verdacht des Schwulseins geraten. Als ich diesen Fakt, um informierte Kommentierungen zu provozieren, im Freundeskreis verbreitete, mit der ironischen Bemerkung, “ich weiss, es gibt Wichtigeres” widersprach mir ein bekennend schwuler Freund: “nein, es gibt nichts Wichtigeres”. Dä.
Unter dem Eindruck dieser Korrespondenz hörte ich am Wochenende – wie immer – die “Lange Nacht” im Deutschlandfunk. Die war – anlässlich des 40. Todestages am 10.6. – eine Wiederholung vom 2015. Markus Metz und Georg Seesslen widmeten sie “Rainer Werner Fassbinder: Der eiskalte Rebell des deutschen Kinos” (Audio 166 min.!). Ich gestehe: seit Michael Kleffs Erinnerung an Woody Guthrie habe ich keine “Lange Nacht” so weit wach durchgehalten. Die spannende Frage in meinem Kopf, die die beiden weisen Autoren bewusst nicht beantworteten: war er ein Arschloch oder nicht? Wie seine Erb*inn*en und Enterbten nachher übereinander herfielen, war jedenfalls kein schöner Anblick. Im Gegensatz zu seinem künstlerischen Werk, das von Metz/Seesslen überragend gut gewürdigt wurde.
Achtung Kontrast: die Mühen der gegenwärtigen Ebene, der Tatort
Ich weiss, das ist jetzt ein hartes Umschalten. Aber es war am gleichen Wochenende: der übliche sonntägliche Tatort. Das Wetter war so schön, dass er nur eine bescheidene Einschaltquote (knapp 7 Mio.) erzielte. Anne Haeming/taz regte sich fürchterlich darüber auf, wie unzureichend sich die Macher*innen mit ihrem Stoff beschäftigt haben. Da hat sie wohl recht, und wirft damit die Frage auf: ist das Kunst? Oder kann das weg?
Ich zog einen anderen Schluss. Der NDR verbuddelte im Nachtprogramm die wahre Geschichte. Die dokumentierten Claudia Morar und Hannes Obens 2017 in “Im inneren Kreis” (Video 85 min). War viel spannender als der Tatort, und alles echt.
Und weil ich gerade drüber schreibe: der Inlandsgeheimdienst, der das alles verbrochen hat, hat einen neuen stellv. Boss: es ist eine Bossin. Und meine geheimen Quellen sagen, die sei gar nicht so schlecht. Blöderweise ist ihre Institution schlecht, Staatsgeheimnisse mit Demokratie nicht vereinbar.
Der Zweck ist die missbräuchliche Instrumentalisierung. Weltmeister von sowas sind die, die Weltmeisterschaften organisieren. Die Politik ist lernfähig. Sie interessiert sich sehr dafür, wie mann sowas macht. Und die Schweiz, tja, hat nicht nur eine gute Eisenbahn, sie hat auch ähnlich spektakuläre Rückseiten, auf die ich im Rheinland gut verzichten kann.
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