Ich lernte ihn Anfang der 90er kennen. Roland Appel und ich trafen Heribert Prantl zufällig morgens im Zug von Bonn nach Düsseldorf im Speisewagen. Er war auf dem Weg zu einem Interview mit Johannes Rau, damals noch NRW-Ministerpräsident. Beim gemeinsamen Frühstück bereiteten wir es gemeinsam vor. Wenig später gaben Roland und er gemeinsam das Buch “Die Asyl-Lüge” heraus, das im Kölner Volksblatt-Verlag erschien, der unter der Leitung von Rainer Osnowski, dem heutigen Chef der lit.cologne stand. Das Buch verkaufte sich wie geschnitten Brot, hielt die Verstümmelung des Grundgesetz-Artikels 16, eine Gemeinschaftsproduktion von CDU und SPD (Parteichef Björn Engholm, Bundesratsstimmführer Oskar Lafontaine) aber so wenig auf, wie eine der letzten grossen Hofgarten-Demos.
Prantl hat sich viele Feind*inn*e*n und FreundInn*e*n gemacht, privat und politisch. Nach Parteien sortierten sie sich nicht. Für mich war immer entscheidend, was als politischerJournalismus “unten raus” kam – das war durchgehend erste Liga und politisch Liberale und Linke verbindend. Eine aussterbende Fähigkeit, besonders in seinem Berufsstand. So ist es kein Wunder, dass Rolands Gespräch mit ihm kein Streitgespräch ist, sondern ein gemeinsamer Versuch, die real existierende politische Welt der Gegenwart zu verstehen und verständlich zu machen. Verstehen, das wissen Sie, kommt von Verstand, und ist nicht mit Affirmation und Legitimation zu verwechseln: “Demokratie braucht Vorbilder”.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
Letzte Kommentare