Der BVB unter den “besten Vier” in Europa
An der Seite eines Beueler BVB-Fans habe ich diese Saison so viele Spiele der Angestellten der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA gesehen, dass es mir auch etwas unwirklich vorkommt, dass die heute ein Halbfinale der sog. “Champions League” spielen konnten. Viele europäische Fussballmeister, echte Champions also, dürfen gar nicht wirklich mitspielen, weil sie zu wenig TV-Umsatz auf die Waage bringen. Den bringt der BVB selbstverständlich mit. Meine Fussballkneipe war vollbesetzt. Und aus Deutschland sollen folgerichtig in der nächsten Saison mit komplett undurchsichtig erkungeltem Reglement noch mehr deutsche Teams mitspielen. Interessant wird es so oder so erst mit dem Beginn der KO-Phase – das dauert bis nächstes Jahr.
Die Leistungen, nunja, die waren heute nicht schlecht, bisweilen gut. Aber Weltklasse stelle ich mir anders vor. Niclas Füllkrug machte zeitig (36.) das 1:0. Den musste mann erstmal machen. Viertelfinalgegner Atletico Madrid hatte im Rückspiel allein drei solcher Chancen – Spieler rennt mit Ball alleine auf den Torwart zu – und vergab. Das Problem solcher Spieler ist in der Regel, wenn sie “zu viel Zeit zum Nachdenken” haben. Mehrheitsmeinung im Fussball ist, das für einen schlimmen Nachteil zu halten.
So gesehen hat der BVB heute viel zu viel nachgedacht. Er spielte so, als sei das schon das Rückspiel. In Umschaltsituationen, also nach eigener Balleroberung, wurde das Tempo nicht beschleunigt, sondern gedrosselt. Trainer Terzic wechselte erst in der 83. Minute erstmals aus, obwohl jede’r die Müdigkeit fast aller fleissig kämpfenden Spieler sehen konnte.
Spätestens in der 2. Halbzeit glich der Gegner PSG das Chancenverhältnis aus. Mbappé war in der ersten Halbzeit noch unsichtbar, und setzte in der zweiten einen Kunstschuss an den Pfosten. Auf seiner Seite, für den BVB die rechte, hatten die Dortmunder klare Vorteile (Ryerson und Sancho), während links Karim Adeyemi Sonderbeifall für seine Defensivaktionen erarbeiten musste – hier stürmte für die qatarfinanzierte Millionärstruppe der fleissige Ex-BVBler Dembelé. Beim Gegner wurde in der 2. Halbzeit die Entsolidarisierung auffällig. Technische Fehler von Mitspielern wurden nicht entschuldigt, sondern mit körpersprachlicher Motzerei begleitet.
Wenn das so auch in Paris gelingt, hat der BVB am Dienstag eine Chance. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht hoch.
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