Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Asoziale

Rand- und Problemgruppe unserer Zeit – wie gehen andere Kulturen damit um?

Wir hier in Deutschland haben die FDP. nicht wirklich unbesiegbar, aber für die deutsche Demokratie reicht das als Problemaufgabe. Hier zum Beispiel das grösste Land der Welt, Indien:

Catharina Hänsel/Jungle World: In Indien feierte die Milliardärs­familie Ambani über Monate eine opulente Hochzeit: Party des Jahres – Die opulente Hochzeitsfeier der indischen Milliardärsfamilie Ambani erregte im Juli auch aufgrund der prominenten Gäste internationale Aufmerksamkeit.” Wenn Sie nun meinen, schlimm dieses Indien – schon seine Kinder mussten herhalten, wenn ich als Kind meinen Teller nicht leeressen wollte – dann müssen Sie wissen, was hierzulande darüber gedacht wird. Berliner Regierungsberater sehen das so: “Der wirtschaftliche Aufstieg Indiens als Gegengewicht zu China im Indo-Pazifik liegt im deutschen und euro­päischen Interesse.” Dä. Das sind also die Guten?

Die Vorgeschichte von #metoo

Im Filmbusiness geht sie ungefähr so. Tobias Obermeier/Jungle World: Eine Ausstellung über die jüdischen Gründer Hollywoods sorgt für Aufsehen: Wie man an wen erinnert – In Hollywood ist ein Streit über die frühen Filmmogule entbrannt: Einer Ausstellung über die jüdischen Gründer der großen Studios wurde Antisemitismus vorgeworfen. Tatsächlich haben sich die Studiobosse so manchen Fehlverhaltens schuldig gemacht – an sie erinnern muss man dennoch.”

Penisfechten

Bei uebermedien mussten sie ihre Paywall – gewöhnlich bleibt sie eine Woche stehen – vorzeitig abreissen. Nach diesem Angriff auf Correctiv: Christoph Kucklick, Stefan Niggemeier und Felix W. Zimmermann/uebermedien: “Potsdamer ‘Geheimtreffen’ – Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte”. Dieser Angriff wird bei uebermedien selbst von Autor Andrej Reisin. kritisiert: Debatte um ‘Geheimplan’-Recherche – Die Kritik an Correctiv ignoriert, was wir über Rechtsextremismus wissen.

Ich kenne einzelne der an diesem Konflikt beteiligten Personen. Ich halte ihn für einen klassischen Fall, wie fortschrittliche Kräfte lieber aufeinander losgehen, statt sich auf einen gemeinsamen – und selbstverständlich arbeitsteilig organisierten – Kampf gegen die Gefahr von Rechts zu verständigen. Dass dafür Streit unumgänglich ist, ist unter Demokrat*inn*en klar. Er sollte aber zu gemeinsam getragenen Ergebnissen und Konsequenzen führen. Das ist hier nicht wirklich erkennbar. Eher wiederholen sich hier Muster, die ich aus dem Innenleben der demokratischen Parteien kenne. Und ich neige zur Zustimmung zu dieser Deutung:

Carolina Schwarz/taz: Kritik zu ‘Correctiv’-Recherche: Peinliches Penisfechten – Eine ‘Correctiv’-Recherche zum Treffen rechter Kräfte wird nun kritisiert. Doch eine ehrliche Debatte über journalistische Praxis sieht anders aus.”

Ich halte fest: die Correctiv-Recherche war ein gesamtgesellschaftlicher Wachmacher. Das hat – bei allen diskussionswürdigen journalistischen Mängeln und der unvermeidlichen Kritikasterei – einen Eigenwert, um den Correctiv zurecht von vielfältiger Konkurrenz beneidet wird. Ich bin noch heute dafür dankbar. Was die Gesellschaft und politische Kräfte aus dieser Chance machen, ist ihre eigene Verantwortung. Ich sehe nicht viele, zu wenige, die diese Verantwortung erkennen. Und auf die, die es tun, will ich hier weiter hinweisen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Annette Hauschld

    Ich habe mir mal die Mühe gemacht und etliche der Teilnehmenden an einer solchen Demo gegen Rechts gefragt, ob sie denn mal an einer Demo gegen Abschiebungen teilgenommen hätten. kein einziger konnte dazu ja sagen. Vielleicht liegt das ja auch daran, dass solche Demos in der Regel von Linksradkalen Gruppen veranstaltet werden, und eher am frühen Morgen unter der Woche, also wnn Abschiebungen wirklich stattfinden. Aber na ja, ma könnte ja mal eine Demo vor dem Abschiebeknast in Siegburg machen, Samstags, beim HUMA, wenn die Menschen fürs Wochenende einkaufen gehen wollen. Ob da jemand kommt?

    • Martin Böttger

      Wenn es um die Verteidigung der Demokratie gegen Rechts geht, halte ich es nicht für richtig, vorher eine Ausweiskontrolle über ausreichendes Engagement zu installieren. Allerdings meine ich, wer für den Frieden und gegen Aufrüstung, Waffenlieferungen und Krieg demonstriert, und dafür bin ich, sollte über die damit verbundenen Flüchtlingsschicksale nicht schweigen – weil es ihm*ihr z.B. um Landtagswahlstimmen geht. Es hängt alles mit allem zusammen – und in solchen sozialen Prozessen lernen die Menschen darüber mehr, als durch irgendeinen Medienkonsum.

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