Die Geschäftsführung des deutschen Profifussball-Kartells (der Herren) DFL steht derzeit unter Vollstress. Am kommenden Dienstag droht der Spruch eines sog. (rechtsstaatsbefreiten) “Schiedsgerichts” zwischen ihr und dem TV-Rechtehändler und Pay-TV-Anbieter Dazn. Letzterer erhöht schon mal den Druck, der unterm Strich bedeuten könnte, dass ein “Erfolg” der DFL vor dem Gericht teurer werden könnte, als eine Niederlage. So bauen kapitalistische Vollprofis Druck auf. Sympathisch ist was anderes.
Da ist es für die stressgeplagte DFL eine Wohltat, zur Abwechslung mal die Vollendung eines Deals melden zu können: die DFL-Rechte in den USA sind verkauft. Die Summe wirkt bescheiden, hat Luft nach oben, wenn der Rechtehändler “Relevent” bessere Erlöse erzielt.
Relevent ist ein Unternehmen des US-Milliardärs (engl. “Billionaire”) Stephen M. Ross. Ich wette, dass den hierzulande keine hundert Leute kennen. Obwohl: mein Mitautor Roland Appel müsste ihn kennen, weil er in der “Formel 1” investiert ist. Dieser DFL-Deal sind für einen Mann seiner Kapitalgrössenordnung jedenfalls Erdnüsse. Er ist ähnlich kapitalschwer wie Murdoch, und weniger als zehn Jahre jünger als der. Offenbar nicht ganz so reaktionär. Wie im feudalen Kapitalismus üblich, wird die Zukunft stark von der Erbfolge abhängen.
Mr. Ross ist, wie der europäische Fussballplatzhirsch Len Blavatnik, ein Grossspender mehrerer US-Hochschulen. Die werfen sich dafür so sehr in den Staub, dass sie sich sogar zu Lebzeiten schon nach ihm benennen. Unabhängige Wissenschaft stelle ich mir anders vor, aber ich will nicht abschweifen. Ferner hat er beträchtliches Kapital in zahlreiche Sportveranstalter investiert, nicht wenige potenziell konkurrierende Teams (in den USA sind das alles Firmen/Unternehmen, nicht sowas altmodisches, wie europäische “Vereine” – die USA sind sportlich quasi ein ideales “Red Bull”– bzw. SAP-Land: mit Bayer dagegen ist US-Big Pharma verfeindet, und die lachen sich heute noch kaputt, dass sie den dummen Deutschen Monsanto andrehen konnten). Ich schweife schon wieder ab.
Ein Problem für den Sport als Ganzes ist diese Multiownership, weil sie seine Gesetze zugunsten des Kapitals aushebelt. Die führenden Mafiaorganisationen Fifa und Uefa finden das nicht schlimm – hauptsache das Kapital zirkuliert. Für Fans ist Mr. Stephen M. Ross die personifizierte Interessenkollision – sie sind eben ewiggestrige Freund*inn*e*n des Sports, und verstehen – so sieht es Mr. Ross und seinesgleichen – nichts von Ökonomie.
Mr. Ross ist politisch jedenfalls so klug, dass er gleich alle beiden relevanten Parteien in den USA bespendet – mann kann schliesslich nie wissen, wer am Ende die Wahlen gewinnt. Wichtig ist ihm aber offenbar – und ich unterstelle, aus seiner Sicht mit recht – dass innerhalb der US-Demokraten die kapitalfreundlichen Kräfte die Oberhand über die linksliberalen=linksradikalen Sozialdemokraten behalten.
Da fühlt sich die DFL gewiss in guten Händen.
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