Der Begriff gehört zum Kern der rassistischen Erziehung von uns weissen Kindern. Schwarz ist immer dunkel und böse. Weiss ist gleich rein und gut. “Schwarze Pädagogik” meint folgerichtig schwachsinnige, gewalttriefende, traumatisierende, brutale Pädagogik, die zu nichts Gutem führt. Vor allem dann nicht, wenn sie gut gemeint ist. Und damit wären wir beim “Social Media-Verbot” für Kinder und Jugendliche. Mann hätte die Uhr danach stellen können, wann dieser idiotische Diskurs aus Australien unseren Zwergstaat erreicht.

Nun bin ich ja der Allerletzte, der ein gutes Wort für die asozialen Konzernnetzwerke einlegen würde. Ich bin nicht süchtig nach ihnen, sondern lebenslänglich so trocken, wie ich nie geraucht habe. Nur Autogefahren bin ich – ein Jahr, 1978.

Idiotisch aber ist der Glaube der Erwachsenen, also derjenigen, die die digitale Machtübernahme der asozialen Medien überhaupt erst zugelassen haben, dass, was sie glauben, dass es ihren Kindern schade, sie selbst nicht genauso vergiftet. Das hat es nämlich längst getan. Der damit einhergehende Verlust menschlicher Kommunikationsfähigkeit ist sogar eine Kernursache für Kriegführung und Waffenlieferungen durch Länder und Regierungen, die sich für besonders entwickelt und aufgeklärt halten.

Das ist kein Problem “der Jugend”, sondern ihrer Erziehungsberechtigten und Fürsorgezuständigen. Das auf die Kinder abzuwälzen, ist genauso bescheuert, wie sie zu verprügeln und anderweitig zu misshandeln.

Aufgabe der Erwachsenenwelt wäre es, die Medienmacht den kranken Milliardären, ob kalifornisch oder chinesisch, zu entziehen, und tatsächlich soziale Netzwerke aufzubauen, die von ökonomischer und gewalttätiger Macht durch demokratische gesellschaftliche Kontrolle freigehalten werden. Selbstverständlich wäre auch das ein mühseliger und langwieriger Aushandlungsprozess, aber immer noch besser, als die nur scheinbar technologiegetriebenen Putsche, die aus angeblichen kalifornischen Garagenfreaks die Weltherrscher von Gegenwart und Zukunft machen. Nur zur Klarstellung solcher Legenden: der Trump-Finanzier Peter Thiel ist Hesse von Herkunft (so, wie die Trumps wie Helmut Kohl aus der Pfalz kommen; oder so, wie der Nazi Höcke kein thüringischer Ossi, sondern hier vom Mittelrhein ist) und hat seine rassistische Erziehung u.a. in Swakopmund (ehem. Ort deutscher Völkermorde) genossen. Von Garagenbasteleien ist in seiner Biografie keine Rede, eher von einer furchtbaren Juristenkarriere.

Meine Vermutung: so ein “Social-Media-Verbot” wird hierzulande so sicher kommen, wie die ab-18-Klassifizierung für Pornofilme (einst im Kino, heute auf dem Smartphone). Der “Erfolg” wird so ähnlich sein. In Wirklichkeit ist es eine symbolpolitische Ersatzhandlung, die noch hinter dem umfallenden Sack Reis rangieren wird. Aber ganz sicher gut ist für ordentlich publizistischen Lärm, Klicks, Talkshows und gegenseitiges Beleidigen.

Merke: Kinder sind weit technikkompetenter als ihre Eltern oder Lehrer*innen. Gerade darum fordern sie selbst Medienkompetenzunterricht in der Schule. Sie kennen ihre eigenen und die gesellschaftlichen Defizite besser als ihre Erziehungsberechtigten. Dummerweise ist das klassengesellschaftliche deutsche Schulsystem nur viel zu doof dazu.

Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie doch Sebastian Meineck/netzpolitik, der hat gewiss mehr Ahnung als ich: Social-Media-Verbot in Australien: Jugendschutz nach dem Prinzip Ohrfeige – Alterskontrollen für alle, kein Social Media für unter 16-Jährige: Australien hat ein in dieser Form einmaliges Gesetz beschlossen, das viel Schaden anrichten wird.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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