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Der Familienfilm für Weihnachten

Ein heisser Tipp für die Omas unter Ihnen. Oder auch reife Mütter. Oder Ehegattinnen, die ihrem Mann etwas erklären wollen (oder müssen). Es gibt da einen erfrischend frischen französischen Film, den Arte am späten Abend versteckt hat, der aber noch bis Ende Februar wunderbar verfügbar ist. Sein Titel “Je ne me laisserai plus faire”, wie immer etwas bescheuert ins Deutsche übersetzt Ich lasse mir nichts mehr gefallen – Mit dem Tod ihres Sohns ändert sich das Leben der Seniorin Emilie schlagartig. Ihr Zimmer im Altenheim kann sie nicht bezahlen. An diesem Scheideweg blickt Emilie auf ihr Leben zurück und entscheidet Tabula rasa zu machen. Sie will mit den Menschen abrechnen, die sie schlecht behandelt haben. – Regisseur Gustave Kervern versammelt ein Ausnahmeensemble: Yolande Moreau, Laure Calamy u.a.”.

Ihre Gatten, Kinder, Enkelkinder – sie werden nach diesem Film vielleicht besser begreifen, wie grosszügig, liebevoll und langmütig Sie selbst zu ihnen sind und durch Ihr eigenes bescheidenes Leben gehen. Und das bekommen sie erklärt nicht in einer Tragödie, wie so oft im wirklichen Leben, sondern in einer “Thelma&Louise”-artigen Komödie, so eine Art französische Seniorinnenausgabe dieses Sujets.

Wie kommichdrauf? Zu Beginn der 90er streifte ich mit einer damaligen Grünen-Lokalpolitikerin in Köln um die Häuser. Sie betätigte sich u.a. in einer nach Thelma&Louise benannten Fraueninitiative, die was gegen Männergewalt tun wollte (später wurde sie NRW-Landesministerin, und ist mir eine sehr gute Freundin geblieben). Als wir durch das Unterführungsgewirr unterm Hauptbahnhof streiften, passierten wir ein halbes Dutzend Wildpinkler. Die Freundin konnte klare und deutliche Kommentare zu diesem Treiben nicht unterlassen. Hmm, dachte ich Feigling, das könnte jetzt gleich brenzlig werden. Das Gegenteil war der Fall: die Jungs reagierten, als seien ihnen die Ohren am Schwanz langgezogen worden; sie waren eingeschüchtert und suchten ihrerseits das Weite. Glück gehabt? Für mich war es ein hübsches Schlüsselerlebnis. In dem hier empfohlenen Film bekommen Sie mehr davon.

Aber Vorsicht: der Film ist nur ein schönes Märchen. Ich hatte sehr grosse Freude beim ansehen, und gönne sie Ihnen auch.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Michael

    “Ich hatte sehr grosse Freude beim ansehen … ” Das kann ich sehr gut nachvollziehen! Schräg/genialer Film.
    Und das Ende: Wunderbar!

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