Die Wiederkehr der Langeweile im Profifussball (der Herren)
Während sich die Medienkonzerne an geheimem Ort mit der Deutschen Fussball Liga (DFL, der Herren) eine spannende Schlacht um die TV-Rechte für die nächsten vier Jahre liefern (und gleichzeitig noch niemand bei der “Fifa-Club-WM” in sechs Monaten in den USA zugegriffen hat), ist auf den wichtigsten Fussballmärkten Europas die Langeweile zurück: England, Deutschland, Frankreich. Ausnahmen bilden Spanien (durch die Barca-Krise des deutschen Trainers Flick) und Italien (die ersten 6 nur 6 Punkte auseinander). In der grössten Krise sind die, bei denen Geld keine Rolle spielt.
Am besten lässt sich das in der Champions League Tabelle, erstellt nach dem im Dunklen bleibenden Uefa-System, ablesen. Der Konzern aus dem süddeutschen Raum, der seit Jahrzehnten mit seinem “Festgeldkonto” die deutsche Meisterschaft abonniert hat, nur auf 13. Der Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate nur auf Platz 17. Italiens Meisterschaftsabonnent und Fiat-Filiale auf 19. Real Madrid als legitime Vertretung von Europas grösster Baumafia ACS gar nur 24. Und auf den Plätzen, die als erste ausscheiden, die Qatar-Vertretung PSG (25.) und der doppelt vertretene Medienkonzern Red Bull (32. und 34.), der in den fussballerisch weniger wichtigen USA immerhin einen Finalisten stellt.
Das Sesselpupsen bei Red Bull hat sich der auf dem Gipfel des Erfolgs rechtzeitig ausgeschiedene Liverpool-Trainer Jürgen Klopp sicherlich ruhiger vorgestellt. Nun muss er die einstürzenden Kartenhäuser in Leipzig und Salzburg einsammeln. Eine Demütigung, mit der er selbst wohl am wenigsten gerechnet haben dürfte, aber Schmerzensgeld inklusive 😉
Die genannten Fussballkonzerne finden das alles weit weniger amüsant, als wir Fans. Wenn sie etwas hassen, dann den sportlichen Zufall. Das grosse Kapital verlangt Planungssicherheit. Immerhin investiert es viel ins Fussballentertainment. Beim Kauf von Politiker*inne*n und Regierungen funktioniert es doch auch.
Darum sage ich voraus, dass die scheintoten Pläne für eine weltweite Super-League, hinter denen offiziell nur Real, Barca, Juve und die Grossbank JP Morgan stehen, eine Wiederbelebung erfahren werden.
Wenn die Herren etwas überhaupt nicht vertragen, dann eine sportliche Demütigung, wie sie die arabischen Emire in Manchester derzeit erfahren. Sie verlängerten den Arbeitsvertrag mit dem teuersten Trainer der Welt, dem intelligenten Katalanen Josep Guardiola Sala. Und sein Team verspielte im direkten Anschluss einen 3:0-Vorsprung im Heimspiel gegen Feyenoord Rotterdam. Spielerisch noch brutaler als das Ergebnis war die gestrige 0:2-Niederlage in Liverpool, die zur Halbzeit auch schon 0:6 hätte lauten können, wenn Liverpool nicht so verschwenderisch seine Torchancen versiebt hätte. Die englische Meisterschaft dürfte damit entschieden sein – Anfang Dezember!
Wer Guardiolas Mienenspiel gestern studierte – mein Freund Klaus Kleinöder und ich taten es – konnte erkennen, dass der Gute absolut keine Idee zur Besserung des Spiels seines Teams hatte. Aber die Gewissheit einer komfortablen Abfindung, sollte er, wie die Liverpool-Fans es bereits besangen, von den Emiren aus Abu Dhabi gefeuert werden.
Mit denen trifft es gewiss keine Falschen. Aber mehr als die Kosten trifft sie die öffentliche Demütigung. Und sie gehören zu den Mächtigen, die das System ändern können und werden. Der Profifussball der Herren in Fifa und Uefa hat längst beschlossen, sich ihnen und ihren Interessen zu unterwerfen. Die Super-League wird kommen. Es ist nur eine Frage der Geschwindigkeit.
Die Fussballfans, die ich aus meinen Beueler Kneipen kenne, werden, wie ich, nicht mehr dabei sein.
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