Die sog. “vierte Gewalt” – und der gegenwärtige Stand ihres Abschiffens
Jaja, vieles an diesem Wahlkampf war schlimm schlecht. Die Parteien und ihre Spin-Doktor*inn*en halten uns Wähler*innen für dümmer als sich selbst. Wurde es jemals deutlicher gezeigt? Ja, eigentlich in jedem Wahlkampf. Wie gut, dass wir Meinungs- und Pressefreiheit haben, dass das wenigstens angemessen öffentlich kritisiert wird. Wird es das?
Im Rahmen meiner persönlichen Mediendiät habe ich auf vieles verzichtet. Das meiste, um genauer zu sein. Vor allem gestern Abend. Wie gut, dass ich das getan habe, dachte ich nach Lektüre dieser informativen und kritischen Zusammenfassung:
Ben Kutz/MDR-Altpapier: “Letzte Hoffnung: Hoffnung – Nach der Bundestagswahl könnte man sich guten Gewissens unter der Bettdecke verkriechen. Oder, Gegenvorschlag: man lässt es lieber. Mit einer Einschränkung: Bei der ‘Berliner Runde’ am Wahlabend wäre man unter der Bettdecke vermutlich besser aufgehoben gewesen.”
Angemessen geisselt er auch die asozialen Netzwerke. Bei einem Kritikpunkt dreht er sich freilich um sich selbst, wo er Martin Fuchs zitiert: “Es gibt eine Wesensverwandtschaft der Algorithmen der großen Plattformen und vom Populismus. Das heißt: Etwas, das polarisiert, das zuspitzt, das hochemotional aufbereitet ist, kommt viel, viel besser an.”
Die Herren Kutz und Fuchs sind vielleicht zu jung, der ebenfalls zitierte Günter Wallraff wird es wissen: das war (und ist) auch bei den alten Holzmedien schon immer so.
Weichen Sie aus zu “Endeavour”
Nehmen Sie als Beweis, dass “früher” vieles genauso, vieles aber auch viel schlechter war, die gut alternde britische TV-Krimireihe “Der junge Inspektor Morse”, angesiedelt im Oxford der 60er/70er-Jahre (tolle Autos!), erfunden von Colin Dexter. In einer kürzlich ausgestrahlten Folge kostete die oben von Fuchs zitierte Erkenntnis eine ehrgeizige junge Journalistin das Leben. Ihre ältere vorgesetzte Chefin, dargestellt von Abigail Thaw, bleibt über die komplette TV-Reihe am Leben und ist – in TV-Krimis die Ausnahme – eine sehr sympathische und intelligente ältere Journalistin. Alles weit sehenswerter und politischer als eine “Berliner Runde”.
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