Die ARD ist getröstet. An normalen Montagen zieht sie in der TV-Einschaltquotenkonkurrenz mit ihrem TV-Talkshowtrash regelmässig den Kürzeren gegen ZDFneo. In diesem ZDF-Programmblinddarm laufen montags immer altertümliche 20 Jahre lang abgehangene Wiederholungen von “Inspector Barnaby”, die beim überalterten deutschen TV-Publikum regelmässig die Konkurrenz auf die Plätze verweisen. Gestern nicht, weil Ruhrpottderby.

Essen und Dortmund streiten lebenslänglich darum, wer die grösste “Metropole” im Ruhrgebiet ist. Und es gibt einen signifikanten fussballpolitischen Unterschied. Die SPD hat die kommunale Macht in Essen verloren, während sie in Dortmund noch an ihr hängt. In Essen stürzte der letzte SPD-Oberbürgermeister 2015 über den Stadionneubau für den heutigen Dritt- und langjährigen Viertligisten RW Essen, deutscher Meister von 1955. Bauskandale etc. … Sie kennen das wahrscheinlich auch aus Ihrer eigenen Stadt.

Im Fussball ist Dortmund weit vorne, seit der Fifamafia-“Club-WM” in Millioneneinnahmen schwimmend, immer ein volles 80.000-Leute-Stadion, und dennoch Verluste schreibend. RWE dagegen Dritte Liga, auch immer gut gefültes, aber viel kleineres Stadion, das weiterhin dafür gut ist, die Kommunalpolitik zu sprengen. Zuletzt eine schwarz-grüne Ratskoalition, die sich über den Ausbau des Stadions uneinig war. Kompliment an die Essener Grünen, dass sie dieses eine Mal standhaft waren.

Gestern trafen nun beide fussballerisch in Essen und im TV aufeinander. Die Dortmunder Millionarios gewannen knapp, aber nicht verdient, mit 1:0. Das Gesangsduell der Stadionfans entschieden die Essener klar für sich. Sie hätten auch fussballerisch gewinnen können, wenn der BVB nicht so einen starken Torwart aus der Schweiz hätte. Das Land, aus dem schon Jörg Stiel und Yann Sommer deutsche Fussballherzen erfreuten. Überschattet wurde das vom unterlegenen RWE ansehnlich geführte Spiel in der Schlussphase durch ein schlimmes Foul des Esseners Owusu am Dortmunder Couto. Da bleibt nur, gute Besserung zu wünschen.

Und die Frage, wer am 14. September bei der Kommunalwahl eine Runde weiterkommt.

Über Martin Böttger:

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