Wer die Geschichtsschreibung vernachlässigt, tut es auch mit der Zukunft
Mein persönliches Jungdemokraten-, Anti-Apatheids-Bewegungs-, VDS-(= Vereinigte Deutsche Studentenschaften) und Friedensbewegungsarchiv aus dem vorigen Jahrhundert ist dort, mitsamt aller meiner damaligen Zeitschriften-Abos. Nun werden sie 40 Jahre alt: das “Archiv für alternatives Schrifttum”. Viele Freund*inn*e*n aus diesen Bereichen sind seitdem meiner entsprechenden Empfehlung gefolgt. Und alle äusserten sich erfreut bis begeistert über die dort vorgefundene Professionalität.
Das ist auch ein politisches Pfund. Was ist bedeutender als eine fundierte Archivarbeit, eine notwendige Bedingung, um politisch aus der Geschichte zu lernen? Auch mein in diesen Fragen mit Recht anspruchsvoller Freund Michael Kleff hat sich davon überzeugt, und sein umfangreiches berufliches Musik- und Reportagearchiv dorthin gegeben. Am 15.11. werden wir zusammen nach Duisburg reisen, um das 40-jährige Bestehen mitzufeiern.
Das tut auch Bernd Müllender/taz mit der wohl unvermeidlichen Schlagzeile: “Archiv für alternatives Schrifttum: Auch der Mescalero hat hier seinen Platz – Von wegen alternativlos: In Duisburg wird im Afas-Archiv seit 40 Jahren gesammelt, was alles möglich gewesen wäre in Deutschland an Anderssein.”
Für mich war ein anderer Vorgang spektakulärer. Als mein alter Bündnispartner – und allgemein als kluger strategischer Kopf respektierter – Franz Sommerfeld als damaliger (2000-2009) Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeiger im Rahmen der Hartz-IV-Debatte leitartikelte, wie notwendig das “den Gürtel-enger-schnallen” sei, bestellte ich nicht nur weisungsgemäss mein Abonnement seiner Zeitung ab. Sondern ich liess das Afas auch meine alten rote-blätter-Jahrgänge durchsuchen nach der dreiteiligen Serie (!) eines gewissen Franz Hutzfeld: “Ich mag die DDR”. In weniger als 24 Stunden hatte ich alle drei Folgen in meinem Landtags-Faxgerät. Schneller hätte ich selbst es auch nicht gefunden.
So ein Laden ist ein Juwel.
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