Im TV-Einschaltquotenrennen
Vorgestern spielten sie in der Glotze direkt hintereinander. Erst die Herren von Eintracht Frankfurt und die Angestellten der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Spektakelorientierte fachfremde Medien bezeichnen das gerne als “Kampf um die Nummer Zwei” – hinter dem Langeweile verströmenden Fussballkonzern aus dem süddeutschen Raum (übrigens auch bei den Frauen). Es war kein guter Fussball (1:1 n.V.), dafür lang, und immerhin spannend. 4,9 Mio. glotzten zu, das ist etwa halb so viel, wie beim ARD-Tatort. Danach spielten Frankreich und der DFB guten Fussball – der Frauen: 2:2. Durch ein 1:0 im Hinspiel kamen die DFBlerinnen ins Finale. Das glotzten 5,1 Mio. War auch spannend.
Meine Prognose: die DFB-Frauen werden immer besser. Für Spanien aber (noch) nicht gut genug. Vom Zauberfussball der Spanierinnen zeigen deutsche Medien fast nichts. Das ZDF zeigte nur die Tore (4:0 im Hinspiel, 1:0 im Rückspiel gegen Schweden). Bei der Uefa müssen Sie mit Ihren Daten bezahlen, um es zu sehen. So entgeht dem Publikum die Weltspitze des Frauenfussballs. Sie wird digital zugenagelt. Für das Deutschland, das kontinuierlich ein Grundrecht auf Welt- und Europameister*insein reklamiert, könnte es schmerzhaft sein, das zu sehen.
Entscheidend für mich als Medienbeobachter war der weitere Verlauf des vorgestrigen ZDF-TV-Abends. Nach dem Länderspiel der Frauen zeigte der Sender Zusammenfassungen weiterer DFB-Pokal-Partien (der Herren). Über 3 Mio. hielten vor dem Schlafengehen noch aus. Danach drohte “Lanz”. Der landete dann doch deutlich unter 1 Mio. Auch schön.
Und was machen die Männer?
Das schöne am Fussball ist, dass man/frau “vorher nicht weiss, wie es ausgeht” (zit. WM-54-Trainer Sepp Herberger). Dieses Gesetz versuchen die Männer abzuschaffen, seit sie Fussball gewerbsmässig kapitalistisch organisieren. Vor einem spanischen Gericht ist ihnen dazu ein weiterer Erfolg gelungen. Freilich hat die dpa sich nicht unnötig mit Recherchen angestrengt, denn offenbar ist ihr das hier bisher völlig entgangen.
Lesen würde helfen. Aber wer hat dafür heute noch Zeit? Sie wird immer knapper.

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