Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Lesebefehle (Seite 1 von 110)

Der gute Kern des Ruhrpotts

Im Blick auf den Bundestagswahlkampf sind sich alle Analyst*inn*en mit Verstand einig. Der Grundfehler und die substanzielle Schwäche der demokratischen Parteien ist, dass sie dem Agendasetting der hetzerischen Rechten hinterherdackeln. Das ist ein sicheres Rezept für Niederlagen. Also müssen die engagierten Überreste der Zivilgesellschaft die scheunentorgrossen Lücken im gesellschaftlichen Diskurs stopfen. Dort, wo diese Löcher am grössten sind, gibt es Notwehr: in der Emscherzone des Ruhrpotts. Weiterlesen

Spätzünder

Regt sich “keiner” auf? Keineswegs. Nur weil etablierte Altmedien den Fall nicht mitkriegen oder desinteressiert behandeln, ist er noch lange nicht klein und unbedeutend. Vielmehr wird er mit jedem Tag grösser. Zumindest bei mir bläst jedes weitere Nachdenken ihn immer weiter auf. Das liegt in meinem Fall daran, dass ich die Entstehung “dieses Internet” als eine riesige Befreiung für Informations-, Meinungs- und Pressefreiheit wahrgenommen habe. Endlich konnte ich selbst entscheiden, was mir wichtig ist, lesen und zur Kenntnis nehmen, egal wo und von wem es veröffentlicht wurde, und weitgehend unabhängig von meinem stark begrenzten Einkommen. Ein Riesenraumgewinn für die Bildung meiner eigenen Meinung. Weiterlesen

Malades Austria

Bei den Ösis soll es demnächst – wieder – einen “Volkskanzler” geben. Der Begriff “Volk” wurde in der deutschen Sprache, die auch dort nicht gepflegt, aber praktiziert wird, von den Nazis, dem deutschen Spezifikum des Faschismus, vergiftet. Alle Symptome sprechen dafür, dass er nicht tot ist. War er nie. Leider zeigt er sich in der Gegenwart pumperllebendig – eine Plage für alle, die Menschen lieben. Weiterlesen

Qualitätsabstieg?

Der Spiegel – nach meiner persönlichen Erinnerung als Jungdemokrat Ende der 70er Jahre war er schon immer so. Aber heute schlagen die Erregungspegel höher aus. Erregung ist der Sprit der Aufmerksamkeitsökonomie. Und die Zeiten, in denen Medieneigentümer*innen zuhause ihre Milliarden zählen und paradiesische Spesen bezahlen konnten, wie es mir ein befreundeter Ex-Express-Redakteur regelmässig aus dem vorigen Jahrtausend erzählt – diese Zeiten sind vorbei. Die Milliarden machen jetzt die Herren des Internet. Und die deutschen Oligarch*inn*en haben alle Gelegenheiten dieser neuen wilden Zeit verpennt. Weiterlesen

Oscar Wilde for Archbishop of Canterbury!

Ich kenne ein paar schöne alte Wörter. Aus dem Neuhochdeutschen sind sie verschwunden. Es gibt sie nur noch auf englisch und auf schweizerdeutsch. Eins davon ist englisch „to giggle“, berndeutsch „gigele“.

Was heisst das? „Gigele“ ist der ununterdrückbare Drang zu kichern, zu glucksen, wie er manchmal Mädchen in der Pubertät überkommt, wenn sie auf dem Mäuerlein vor der Schule sitzen und nicht mehr anders können als eben über alles und nichts zu gigeln. Weiterlesen

Klicken Katastrophen nicht mehr?

Damals bei der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 haben einige wenige, und auch nur für kurze Zeit, versucht, die hiesige Öffentlichkeit damit zu beruhigen, dass “das bei uns” aufgrund hiesiger grossartiger deutscher Wertarbeit “selbstverständlich” überhaupt nicht passieren könne. Das zog nicht, haben die Betreffenden selbst schnell gemerkt. Und seitdem erfolgreich auf Spielverzögerung gesetzt: bis zum politischen Beschluss eines Atomausstiegs dauerte es noch 27 Jahre (und brauchte dafür noch einen japanischen GAU). Jetzt verseucht russisches Öl das Schwarze Meer. Werden sie es wieder versuchen? Alles der Putin, könnte bei uns nie passieren? Wir wissen es besser. Weiterlesen

Wo ist der Fortschritt?

Anlässlich des neuen Vierteljahrhunderts präsentiert Albrecht v. Lucke/Blätter ein Panoptikum der politischen Grusel dieser Welt: “Die Zeit der Monster und die Ära der Verheerung”. Wer will das lesen? Clickbaiting ist was Anderes. Ich ertappe ihn bei einer politisch relevanten Auslassung, die gegenüber der Türkei nicht ganz fair ist: “Wie vor hundert Jahren wird der Krieg auf europäischem Boden wieder global geführt, diesmal allerdings mit nordkoreanischen Soldaten, iranischen Drohnen und chinesischen Dual-Use-Gütern, neben den diversen Formen hybrider Kriegsführung.” Weiterlesen

Sensationserfolg und Eigentore

netzpolitik.org / ARD (mit zwei Updates 4.1.) / BRD

Zuerst die gute Nachricht. Wie jedes Jahr ist es den Kolleg*inn*en von netzpolitik.org am letzten Tag des Jahres gelungen, ihr Spendensoll für den Betriebsetat des Folgejahres zu erfüllen: knapp 400.000 €. Das ist in dieser Form und diesem Umfang nach meiner Kenntnis auf dem deutschen Medienmarkt einmalig, und für ein derartiges netzpolitisch-kritisches Magazin mit klarer Orientierung für Menschen- und Bürger*innen-Rechte sensationell. Mein Glückwunsch und meine Dankbarkeit für dieses unersetzliche Engagement. Weiterlesen

Richtungsweisend

Ich hasse Jahresrückblicke. Die sie verbreitenden Medien spiegeln Arbeitskontinuität nur vor, weil sie sie mit recyceltem Altmaterial füllen. Doch auf positive Ausnahmen möchte ich Sie hinweisen. Die finden Sie hier beim MDR-Altpapier. Zwei möchte ich hervorheben, die ich persönlich qualitätsgeprüft habe, und die präzise Medienmacht- und Diskursverschiebungen analysieren, an denen wir auch im neuen Jahr zu kauen haben werden. Weiterlesen

Agendasetting entscheidet

Roland Appel hat hier zurecht die Bewusstlosigkeit der ARD-Aktuell-Redaktion gegeisselt. Sie vollzieht nur nach, was die verbliebenen Regierungsparteien SPD und Grüne an Bewusstlosigkeit demonstrieren. Daniel Leisegang/netzpolitik: Vorratsdatenspeicherung: Eine zweifache Farce – Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt will Rot-Grün die Vorratsdatenspeicherung einführen. Mit evidenzbasierter Sicherheitspolitik hat das nichts zu tun. Die Bundesregierung erfüllt vielmehr die Wünsche des Sicherheitsapparates und lenkt vom Versagen der Behörden ab.” Weiterlesen

Berlin ist zuende

Wie lange werden sie – vor allem die Politik-und Medienblase in Mitte – noch brauchen, bis sie merken, dass sie nicht der Nabel oder gar das Zentrum der Republik sind, sondern der Rand. Über die einstige Bundeshauptstadt Bonn wurde zurecht viel gelästert (“Bundesdorf”). Auch in hiesiger Übersichtlichkeit war das Regierungsviertel ein sozialer Mikrokosmos, der allenfalls über Taxifahrten und Inanspruchnahme von Prostitution und anderen gastronomischen Leistungen mit der Gesellschaft hier draussen verbunden war. Damals konnten ca. 40% der gewählten Politiker*innen abends nachhause fahren. Wenn sie es wollten. Das diente ihrer sozialen Erdung. In Berlin sind es weniger als 10%. Weiterlesen

Wann ist die KI ein Mensch?

Es gibt zurzeit eine intensive Diskussion über die Frage der möglichen Menschlichkeit einer KI, von der Frage, ob ich eine KI einfach abschalten darf bis hin zur Frage, wann eine KI das Wahlrecht haben sollte. Durchgespielt wurde das in der Science Fiction bereits mehrfach, beispielsweise in Star Trek, einem durchweg humanistischen Projekt, unter anderem am Beispiel der Figuren Data (und seinem bösen Alter Ego Lore), dem holographischen Doktor in „Voyager“, den Synths in „Picard“ oder dem empathischen Computer Zora in „Discovery“ (auch dieser mit einem bösen Gegenbild, der KI „Control“, zu dem gesamten Kontext siehe meinen Essay „It’s Imagination“). Ethische Dilemmata in diesem Kontext habe ich mit der Juristin Jenny Joy Schumann erörtert, die u.a. sich auch mit so kritischen Fragen wie dem Trolley-Problem, der Triage oder der Sterbehilfe befasst (dazu die Dokumentation des Gesprächs unter dem Titel „Liberale Ethik“). Weiterlesen

Alles vergessen? – Sudan!

Die EU als antihumanitärer Drachenzüchter

Mein alter Freund Volker Perthes und der Journalist Jörg Kronauer werden wohl in diesem Leben keine Freunde mehr. Volker bewegte sich immer an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Publizistik und praxisorientierter Politikberatung. Während das der Stiftung für Wissenschaft und Politik 2005-2020 sichtlich gutgetan hat, stiess er im Sudan brutaler, als es gut sein konnte, an seine Grenzen. Weiterlesen

Wechselstimmung – aber wohin?

Das Editorial der Ausgabe des Demokratischen Salons vom Dezember 2024 befasst sich etwa sechs Wochen vor der Bundestagswahl mit einem Phänomen, das immer wieder auftaucht: Wechselstimmung – aber wohin?“ . 

Im Dezember 2024 wurden folgende neuen Texte veröffentlicht:

    • Nora Guthrie spricht über „The World According to Trump”: Lügen, Wahrheit und „Turf“. Trump – der „Pate“ von Amerika? Er imponiert jungen Männern durch sein Bündnis mit Musk, alternativ Gesinnten mit RFK. Seine Sicht der Welt orientiert sich an den „five familys“, in deren „turfs“ er aufwuchs. Seine Unwahrheiten wiederholt er so oft bis genug Leute sie glauben. Es ginge auch anders, wenn wir dem Rat von Woody Guthrie folgten: „sing it again and again and again“. Die Zivilgesellschaft ist stark, aber die Demokraten haben es bisher leider nicht gemerkt. (Rubrik: Weltweite Entwicklungen)

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Wer wirft Hirn vom Himmel?

Sachsen, was soll mann dazu sagen? Etwas grösser als Berlin, und damit das grösste/wichtigste (???) Bundesland im deutschen Osten. Dort haben die Grünen Paula Piechotta, gebürtige Thüringerin, als Spitzenkandidatin für die nächste Bundestagswahl nominiert. Formal betrachtet eine Spitzen-Ossi der Grünen. In einem Podcast, also weltweit öffentlich, sagt sie wörtlich: “Alle in der SPD wissen, dass Olaf Scholz ein Arschloch ist.” Der Spiegel zitiert sie mit einem nachträglichen Relativierungsversuch: »an der besagten Stelle nur die Meinung über Olaf Scholz in der SPD reproduziert, wie sie SPDlerInnen immer wieder auch uns gegenüber formulieren«. Weiterlesen

Die Kunst des Aufhörens

Zum Glück weiss ich, z.B. von unserer Oberbürgermeisterin, dass er zu den “stillen Stars” gehört. Er war und ist sich seiner Rolle bewusst: Haushaltspolitiker*innen sind in jedem Parlament ein Machtzentrum. Wenn so einer mit 39 aufhört, stellt er unter Beweis, dass er (immer noch) nicht süchtig ist. Sven-Christian Kindler gab der taz/Tobias Schulze dieses Interview, das mein Aufsehen erregt hat: Weiterlesen

Die Welt wird besser

Und der Digitalisierungs-Fortschritt der taz ist eine Schnecke

Mehrmals täglich, jedes Mal, wenn mir der Deutschlandfunk zu rechts wird, also öfters, schalte ich im Alltag auf “Cosmo” um, das ehemalige “Funkhaus Europa” des WDR. Leider ist das einst aufregend-spannende Musikprogramm auch dort fast komplett glattgebügelt worden. Aber das Programm bietet Sicherheit vor dem allgemein vorherrschenden rassistischen Gehetze. Weil ich auf diese Weise Stammhörer geblieben bin, habe ich schon mehrmals auf die dort gepflegten Daily Good News hingewiesen. Nun hat einer der wenigen verbliebenen Lichtblicke in der taz-Redaktion, Christian Jakob, die politische Relevanz dieses Agendasettings gewürdigt. Weiterlesen

Für Ihren Familien-Stammtisch

Demoskop*inn*en fiebern den Feiertagen entgegen. Hier stellen die Individuen ihre Weichen neu, wie sie die Welt sehen. Oder bestätigen und verfestigen es (und sich). Wer nach Neujahr umfragt, erfährt Genaueres als vor Weihnachten. Manche vermeiden um des Familienfriedens Willen politische Themen. Für Andere ist Politik eine Möglichkeit, nicht über die Familie reden zu müssen. Für sie alle hat unser Freund Friedrich Küppersbusch heute in der taz das passende Agendasetting: Weiterlesen

Last Minute

“Bonner Republik”

Ich hole etwas aus. Hartmut Palmer, der auf ein wahrlich bewegtes Journalistenleben zurückblicken kann, begegnete mir erstmals 1973 im Radio. Er sprach einen Kommentar zum faschistischen Militärputsch in Chile, der die deutsche Beteiligung daran nicht ausser Acht liess. Das beeindruckte mich (damals 16). Später (1985-87) begegnete er mir wieder, als er Mitarbeiter des Spiegel-Hauptstadtbüros war. Die Kollegen, selten eine Frau dazwischen, machten in der gleichen Gaststätte in der Ermekeilstrasse Mittagspause, wie wir damals schon parteiunabhängigen Jungdemokraten. Der Spiegel genoss damals schon mein Misstrauen. Weiterlesen

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