Gestern war zu hören, dass die Bundesregierung plant, Ende nächsten Jahres den TV-Empfang durch DVB-T zu beenden und durch DVB-T2 zu ersetzen. Die preisgünstigste Art des Fernsehempfangs wird damit gekillt, die einzige, die nicht mit monatlichen Zusatzgebühren verbunden ist. Das gilt zwar auch für Satellitenempfang, der ist für Mieter und Eigentumswohnungsbesitzer allerdings kaum durchsetzbar. Somit ist ein weiterer Sargnagel fürs Fernsehen gesetzt.
Denn: wer guckt noch? Es sind vor allem die Alten, die nicht aus dem Haus kommen, weil sie keine Lust oder keine Kraft mehr haben. Das gibt immer noch ansehnliche Einschaltquoten, weil die Alten viele sind. Aber sie sterben weg. Die andern gehen raus, weil sie Besseres zu tun haben. Oder weil sie lieber in Gesellschaft glotzen: Fußball und Tatorte.
Ich selbst bin DVB-T-Glotzer. Aus Kostengründen. Die Sendequalität genügt mir, weil ich aus der Vergangenheit schlimmeres gewöhnt bin. 26 Programme sind mehr, als ich gucken kann und will. Live glotze ich nur die Tagesschau. Alles andere wird digital aufgezeichnet und danach der Reihe nach weggeguckt, auch mal im Schnelldurchlauf und ohne die länglichen Werbepausen.
Das hasst die TV- und Werbeindustrie. Darum drehen sie uns schon seit längerem USB-Recording an. Da lassen sich die Werbepausen nicht rauseditieren und das macht privates Archivieren unattraktiv. Mit DVB-T2 werden Programme verschlüsselbar, zusätzliche Abogebühren kassiert und mehr Daten über das Konsumentenverhalten gewonnen. Es geht um Verwertungsketten. Nicht um uns.

So wird der tiefere Sinn der Haushaltsgebühr (ehemals Fernsehgebühr, GEZ) klar. DVB-T2 wird ein zusätzlicher Impuls, den Glotzkasten abzuschaffen und nur noch Internet-Livestreams und Mediatheken zu nutzen. Wenn damit Gebühren “verloren” gingen, wären die fetten Apparate der öffentlich-rechtlichen Sender existenzgefährdet. Vorbeugung erfolgreich umgesetzt – aus unseren Taschen, von unseren Konten fliesst es weiter.

Zumindest müssen wir als zahlende Öffentlichkeit nun erwarten dürfen, dass die Schwachsinns-7-Tage-Frist, nach der die öffentlichen Sender ihre Mediathekenangebote löschen müssen, mit dem nächsten Medienstaatsvertrag der Bundesländer fällt. 16 Ministerpräsidenten und 16 Landtage müssen dem zustimmen. Wehe Euch, wenn nicht!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net