Beueler-Extradienst

Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Frankreich (Seite 1 von 26)

König ohne Land

Protestbewegung — Frankreich kommt wegen der neuen Rentenreform nicht zur Ruhe. In der Hafenstadt Marseille zeigt sich, wie die Protestierenden ticken: “Illegal, aber moralisch”

Marseille am Donnerstag, 13. April, zwölfter landesweiter Protesttag gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters. Wie seit drei Monaten üblich versammeln sich am alten Hafen Demonstranten aller Generationen und Beschäftigungssektoren. An der Basis ist die Intersyndicale, der Zusammenschluss der acht großen französischen Gewerkschaften, gelebte Selbstverständlichkeit. Man kennt sich, scherzt miteinander. Ganz vorne stehen die CGT-Mitglieder vom Stromverteilungsbetrieb Enedis. Sie werden wie Robin Hoods umjubelt, weil sie die Stromversorgung in sozial schwachen Stadtvierteln auf Nulltarif geschaltet haben. Weiterlesen

Wo kommen die “Fachkräfte” her?

Der Frame “Wir schaffen das nicht!” erfüllt sich selbst

Ein seit Jahrzehnten PR-schlachtenerprobter Setzer solcher Diskursrahmen ist Gerd Heinz Richard Landsberg, in Bonn studiert und CDU-Mitglied, will bis zur Rente noch eine neue Bundesregierung schaffen. Die Aussichten sind nicht schlecht. Wie er und seine Gesinnungsfreunde (Frauen nicht so viele dabei) damit das Land zurückwirft, interessiert nicht, weiss er nicht, will er nicht wissen. Dazu ein aktuelles Lehrbeispiel aus meinem Fachgebiet, dem Profifussball. Weiterlesen

Maji-Maji als Metapher

Schwer tut man sich in Deutschland mit der Anerkennung der kolonialen Vergangenheit. Für Postkolonialismus bleibt wenig Raum und Respekt

Demnächst wird in Berlin eine Straße nach Maji-Maji benannt, dem großen Freiheitskampf im frühen 20. Jahrhundert gegen die kolonialdeutsche Besetzung Ostafrikas. Die Umbenennung im sogenannten Afrikanischen Viertel, auf dessen Straßenschildern lange ein Amalgam aus Nazi- und Kolonialideologie fortlebte, ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen. Während dieser Zeit hat sich allerdings bei den meisten Deutschen kaum das Wissen vermehrt, welches Verbrechen hinter dem Stichwort Maji-Maji steht: Weiterlesen

9. Mai

Zu den Siegern des Zweiten Weltkrieges – und wie uns der Ukraine-Konflikt an die Schwelle eines Dritten Weltkrieges führt

„Es gibt nichts Ganzeres als ein gebrochenes Herz.“ (Rabbi Nachman, 1772-1810)

Legion, Kanadas militärhistorisches Magazin, stellte 2018 die Frage, wer den Zweiten Weltkrieg gewann. Der Artikel machte zunächst darauf aufmerksam, dass die Sichtweisen darauf höchst unterschiedlich sind und sich im Verlauf der Zeit offenbar auch änderten. Yougov befragte dazu 2018 Amerikaner, Briten, Franzosen und Deutsche. 50 Prozent der befragten Briten glaubten, ihr Widerstand wäre entscheidend für den Kriegsausgang gewesen. Damit standen sie allerdings allein auf weiter Flur. 56 Prozent der Franzosen glaubten, die USA hätten den Schlüsselbeitrag geleistet und 46 Prozent der Amerikaner dachten ebenso. In Deutschland waren es 34 Prozent. Weiterlesen

Mediale Routinen und Ignoranz (II)

Die Sahel-Einsätze der Bundeswehr im öffentlichen Diskurs

Vorwort

Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, soll der Deutsche Bundestag im Mai 2023 über eine letzte Verlängerung des Mali-Einsatzes der Bundeswehr abstimmen. Ziel sei es nun, diesen Einsatz nach zehn Jahren „strukturiert auslaufen“ zu lassen. Das neuerliche Mandat des Bundestags soll die Voraussetzungen schaffen für einen geregelten Rückzug der Bundeswehr aus Mali bis zum Mai 2024. Auf diese zeitliche Rahmung hatte sich die Bundesregierung schon im November 2022 verständigt. Der neue Antrag der Bundesregierung wird also sehr wahrscheinlich für die (befristete und letztmalige) Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) plädieren. Weiterlesen

Den Kapitalismus in seinem Lauf …

… hält weder Ochs noch Esel auf. Und schon gar nicht ein paar revolutionäre Zwerge. Best of 26. April 2023

1969 wollte eine Gruppe revolutionärer Spiegel-Mitarbeiter*innen den Besitzer der Produktionsmittel Rudolf Augstein in die Wüste schicken. Der wollte aber nicht in die Wüste. Einerseits Dickschädel, andererseits aber auch schlau, vereinbarte er Besitzverhältnisse (“Mitarbeiter-KG”), mit denen er fortan weiter teilen und herrschen konnte. Die Mehrheit der Mitarbeiter*innen war glücklich damit, und konnte sich Immobilien, Segelboote und Pferde leisten. Die Minderheit zog weiter zur Konkret. Dort gelang 1974 das Verjagen des Besitzers. Ein neuer übernahm das Zepter, der beim Spiegel verloren hatte: Hermann L. Gremliza. Beide Dickköpfe haben ihre Erbengemeinschaften beglückt: mit einem Leben frei von materiellen Sorgen. Weiterlesen

Pelé – der König ist Schwarz

Der Fußballkönig wollte immer „everybody’s darling“ sein und setzte trotzdem Zeichen gegen Rassismus

Pelé und Maradona sind wohl die größten Fußballer des 20. Jahrhunderts. Das heißt nicht unbedingt die besten, denn da gibt es natürlich die unterschiedlichsten Meinungen. Pelé selbst soll einmal gesagt haben, George Best sei besser als er. Pelé und Maradona sind aber die großen Mythen des modernen Fußballs. Und das bedeutet mehr, als ein genialer Fußballer zu sein.

Der Weg zum Mythos, zum Fußballgott, kennt einige grundlegende Elemente: die Herkunft aus armen Verhältnissen, den frühen Ruhm, die Krise und – fundamental – die Wiederauferstehung. Weiterlesen

Plötzlich alles anders

Der nackte Mann in Paris und das deutsche Desinteresse – Best of 17. April 2023

Petra Erler hat eben so schön die unschönen Ablenkungsmanöver beschrieben. Wie kommichdrauf? Die “Zeitenwende” – war die so ein Manöver? Unter Kaperung des Begriffes wird der Blick auf die Weltveränderungen kraftvoll abgewendet. Diesen Eindruck hinterlässt unsere Regierung auf mich. Und unsere Opposition mit dem Versuch, die Regierung darin zu übertreffen. Weiterlesen

Macron hat recht

Europa braucht eine eigene geopolitische Strategie – Emmanuel Macron wird für seine Aussagen, Europa solle von den USA unabhängiger werden, stark kritisiert. Dabei hat er richtige Punkte erwähnt.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat mit seinen Äußerungen zum Verhältnis zwischen der EU, den USA und der Volksrepublik China einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Zumindest bei den transatlantisch ausgerichteten Eliten in den Nato-Staaten. Dabei hat Macron nur eine Selbstverständlichkeit zum Ausdruck gebracht, nämlich den bisherigen fatalen außenpolitischen Kurs der EU, im Schlepptau der USA, infrage zu stellen. Weiterlesen

Ein europäisches Imperium?

Ein ewiger Traum französischer Präsidenten – Europa soll eigenständig werden? Keine schlechte Idee. Aber dazu müsste Europa mit einer Stimme sprechen. Und das tun weder Scholz noch Macron.

Ein Kontinent ohne Hegemon

Seit dem 15. Jahrhundert versuchte der deutsch- und französischsprachige Raum, Hegemonie über Europa zu erlangen. Karl der Große, Ludwig der XIV., Napoleon I., Napoleon III., Wilhelm II. und Hitler. Alle scheiterten sie daran, den Kontinent unter Kontrolle zu bringen und ihn politisch unter einem Banner zu konsolidieren, wie es China mit seiner Expansion in Asien geschafft hat. Denn immer dann, wenn die Deutschen oder Franzosen versuchten, Hegemonie zu erlangen, wurden sie vom Rest des Kontinents ausbalanciert. Weiterlesen

Generation Africa gibt konstruktive Hinweise

Für deutsche “feministische Aussenpolitik” – Best of 12. April 2023: Niger, Südafrika, Frankreich, EU, USA, China

Roland Appel diskutiert heute feministische deutsche Aussenpolitk am Beispiel Afghanistan. Ich hätte da noch ein nicht weniger beeindruckendes: Niger/Sahel/Afrika. Nach dem Rausschmiss aus Mali konzentrieren sich dort jetzt die französischen und deutschen Militärkräfte. Was machen die da? Gute Frage. Olaf Bernau/taz berichtet u.a. das: “Besonders heftig fällt die Kritik in Agadez aus, der einst von Tuareg gegründeten Handelsmetropole am Südrand der Sahara. Das hat mit Nigers Antimigrationsgesetz ‘2015/036’ zu tun. Verabschiedet auf Druck der EU, richtet es sich offiziell gegen Menschenhandel, de facto kriminalisiert es jegliche Unterstützungsleistungen für Migrant:innen.” Dä. Weiterlesen

2.700.000.000 offline

Best of 11. April 2023

Klassischer Fall. Deutsche Medien zeigen sich schockiert, dass “3,4 Millionen Deutsche” offline leben. Tsss, erstmal zeigt das nur: das geht, es ist nicht nur möglich, sondern wahr. Weil der Platz nicht reicht, oder deutsche Medien aus anderen Gründen ein Brett vorm Kopp tragen, wird die wichtigere Nachricht der Kürze halber unten abgeschnitten: “Laut Schätzungen der Internationalen Fernmeldeunion der Vereinten Nationen (ITU) waren 2022 rund 34 Prozent der Weltbevölkerung offline – das sind 2,7 Milliarden Menschen weltweit.” Das sind mehr Menschen, als die Bevölkerungen von China und Indien zusammen. Weiterlesen

Ich verweigere weiter

Best of 10. April 2023: KDV, Superreiche & Klima, Frankreich

Thomas Gesterkamp/bruchstuecke hat mir diesen Feiertag am meisten verschönert: “Krieg und Frieden: Kampflustige Promis: Männlichkeit in Zeiten des Krieges”. Meine Familien- und Jugendgeschichte war anders, aber politisch: Yess!

Sighard Neckel/Blätter: “Zerstörerischer Reichtum – Wie eine globale Verschmutzerelite das Klima ruiniert”. sarichdoch. Klimaschutz lässt sich von der Klassenfrage nicht trennen. Lange bekannt, aber nur für die, die es wissen wollen. Weiterlesen

Der Coup in China

Emmanuel Macron trickst Olaf Scholz und Ursula von der Leyen aus – Der Besuch von Emmanuel Macron in China zeigt: Paris will mit Peking kooperieren. Und was macht Berlin? Geht auf Distanz.

Der französische Präsident Emmanuel Macron besuchte kürzlich China und wurde von chinesischer Seite mit großem Pomp empfangen. Vor seinem Besuch sagte Macron, er hoffe, dass Peking seinen einzigartigen Einfluss auf Moskau ausüben werde, um dabei zu helfen, den Krieg in der Ukraine zu beenden oder zumindest davon abzusehen, Russland in großem Umfang militärische Hilfe zu gewähren und die vom Westen gezogene rote Linie zu überschreiten. Weiterlesen

Wasserkriege von Südwest

Eine Erdbeere (oder zwei), noch nicht verdaut, löst diese Lawine aus

Samstag war ich gedanklich mit dem Fussballwochenende ausgelastet, bei dem dann das, was schiefgehen konnte, schief ging. So versäumte ich, mich bei meiner Konditorin Kathy Schaefer-Matijevic/Bistro Odeon ausreichend mit Kuchen zu bevorraten. So musste ich mir Sonntag, nach dem Mittagessen im l’Olivo, noch Nachschub bei Merzenich besorgen. Dort lachten mich die Erdbeerschnitten so knallig rot an, dass jeder Widerstand zwecklos war. Weiterlesen

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