Beueler-Extradienst

Meldungen & Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Istanbul (Seite 1 von 5)

Zwischen Repression und Selbstbehauptung

Ist zeitgenössische Kunst in der Türkei noch oder wieder die Domäne der kritischenIntelligenz? Die Frage stellt sich derzeit mehrmals in Istanbul

„Wir werden ihre Zungen herausschneiden. Wir werden ihre Köpfe zermalmen.“ Recep Tayyip Erdoğan war nicht zimperlich. Als sich die Pop-Sängerin Sezen Aksu im Sommer in einem Song über den Propheten Adam lustig machte, drohte der türkische Präsident mit körperlicher Vergeltung.

Der Mob, der sich nach der Drohung vor dem Haus der Diva der türkischen Musik zusammenrottete, bekam Aksus Zunge nicht. Der Vorfall markierte aber die Spielräume der Kunst am Bosporus. Weiterlesen

Vernunft-Überrest

Nur die Älteren werden Jürgen Gottschlich noch kennen. In den 90ern spielte er eine führende Rolle in der taz. Nach meiner Erinnerung eine gute. 1998 zog er nach Istanbul. Mutmasslich der Liebe wegen. Sicher spielt(e) auch eine Rolle, dass es die aufregendste Stadt Europas ist, im Guten wie im Schlechten. Seitdem schreibt er darüber. Da sammelt sich einiges an Landes-, Sach- und Fachkenntnis an. Schauen Sie mal hier, wie er dem Ausdruck gibt. Weiterlesen

Wofür haben wir die EU?

Wundersame Bahn CXIX

mit zwei Updates nachmittags: populärster Eisenbahner Europas / unvollständige taz-Oligarchen-Recherche

Tolle Reportage von Yves Bellinghausen/Berliner Zeitung: 119 Stunden und 16 Minuten: Eine Zugreise von Istanbul nach Lissabon – 939,23 Euro inklusive Hotelübernachtungen, um das europäische Streckennetz zu testen? Man muss schon ein radikaler Eisenbahner sein, um so zu reisen.” Weiterlesen

Zeitreise

Zwischen Sozialstudie und intimer Introspektion: In Hamburg, Köln und Berlin fotografierte Ergun Çağatay türkisch-deutsches Leben 1990. Das Museum Europäischer Kulturen zeigt jetzt seine Bilder

„Weg mit dem rassistisch-sexistischen Ausländergesetz.“ Eine Phalanx von sieben Frauen trägt ein Banner mit diesem Slogan vor sich her, hinter ihr strömen Menschen zu einer Demonstration. Wären da nicht die Kleider und Frisuren, man hielte das Schwarz-Weiß-Foto für eine aktuelle Protest-Aufnahme.

Aufgenommen hat es Ergun Çağatay am 31. März 1990 in der Rostocker Straße in Hamburg, St. Georg. Weiterlesen

Monopole: Türsteher & Gas

mit Update 26.1.
Ich wollte schon mehrere Tage selbst drüber schreiben. Nun hat es endlich ein Anderer getan. Alexander Fanta. der häufig für netzpolitik.org schreibt, kommentiert bei uebermedien die Zusammenarbeit von Metaverse (former known as Facebook) und dpa, zwei Konzerne, die wahrlich rührend darum bemüht sind, nur Wahrheiten zu Ihnen und mir durchzulassen und uns vor Unwahrheiten zu behüten (“Gatekeeper”). Das ergibt sich schon daraus, dass beide an allen Daten von Ihnen und mir interessiert sind, weil die das Gold unserer Tage sind, die sie dann gewinnbringend weiterverwerten und -verkaufen wollen. Weiterlesen

Diriyah-Biennale

Das Erfolgskonzept der Kunstwelt – jetzt auch in Saudi-Arabien
Lassen sich mit Biennalen Gerechtigkeit und Demokratie befördern? Sieht man einmal von dem Kunstmessen-Abkömmling Venedig ab, befeuert diese geheime Hoffnung die rapide Biennalisierung der zeitgenössischen Kunstwelt in den letzten Jahren von Gwangju bis Istanbul. Soll man jetzt auf Saudi-Arabien setzen? Dort startete am Wochenende die erste Ausgabe dieses Erfolgsformats in der Hauptstadt Riad.

Diriyah-Biennale nennt sich diese Premiere nach einem für seine traditionellen Lehmbauten bekannten Vorort Riads. Das klingt kulturbewusst, ist aber politische Strategie. Weiterlesen

Migration als Fulltime-Job

Der Neuköllner Artspace „Apartment Project“ ist selbst von Istanbul nach Berlin gekommen. Dort erzählen jetzt Autorinnen über die emotionale Seite von Migration
„All my memory is and was built in Istanbul. Sound, smell, taste, touch shaped there. I am full with Istanbul“. Erst weiß man nicht genau, woher die Stimme kommt. Bis man die kleinen Lautsprecher an der Decke bemerkt, aus denen Satzfetzen wie diese dringen. Ein Gefühl von Heimat, Erinnerung und Wehmut wird den ergreifen, der durch den cineastisch anmutenden Parcours illuminierter Leinwände in dem kleinen Artspace „Apartment Project“ an der Sonnenallee streift. Weiterlesen

Eine Welt ohne Führer

„Studio Bosporus“: Zum zehnjährigen Jubiläum der Künstlerakademie sind im Kunstraum Kreuzberg die Arbeiten der Sti­pen­dia­t:in­nen der Villa Tarabya in Istanbul zu sehen
Eine Gruppe sommerlich bekleideter Menschen auf dem Rasen eines prächtigen Parks. Einzeln oder als Paar sitzen sie in Abstand auf Handtüchern auf dem grünen Rasen. Und sie hören über oder sprechen in bunte Plastikbecher, die durch Bindfäden verbunden sind. Weiterlesen

Lokaler Konflikt wird global

Akademiker in blauen Talaren, aufgereiht zum stummen Gruppenbild im Garten der Istanbuler Boğaziçi-Universität. Seit über sechs Monaten bietet sich am Bosporus das gleiche Bild.
Der Lehrkörper der renommiertesten Universität des Landes stemmt sich gegen seinen Rektor: Demonstrativ kehren sie dessen Büro auf dem Campus den Rücken, an heißen Tagen mit Sonnenschirm. Die sozialen Medien sind voller Bilder des friedlichen Protests. Weiterlesen

Tödlicher Pflegenotstand

Und: Desaster im WDR-Rundfunkrat / Istanbul: der Kanal und die Erdbebengefahr
Keine Sensation, alle wissen es, die meisten verdrängen es. Die Coronapandemie drängte die Wahrheit ein Stückchen weit in der öffentlichen Wahrnehmung nach vorne. Wird es helfen? Ausreichen sicher nicht. Der Pflegereport der AOK legt empirisch offen, wo die grösste Todesgefahr droht: in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen (hier eine kürzere zusammenfassende FAZ-Meldung). Weiterlesen

“Mitten am Ende”

Despoten gehen für das Ich über Leichen und Landschaften
Die Redewendung der Überschrift ist nicht von Karl Valentin, wie mich der Münchener Sechzger-Ethnologe Andreas Rüttenauer/taz aufklärte, sondern von einer möglichen zukünftigen Bundeskanzlerin. Derzeit ist sie “meine” Parteivorsitzende. Na dann.
Mitten am Ende ist zweifellos Recep T. Erdogan, im Hauptberuf Präsident der Türkei. DLF-Mitarbeiterin Susanne Güsten machte mich heute vor dem Aufstehen darauf aufmerksam (Audio 5 min), wie er Istanbul, die Stadt, in die ich mich 2005 verliebt habe und heute wahrscheinlich schon nicht mehr wiedererkennen würde, zerstören will. Weiterlesen

Strategie des Kleptomanen

Politische Kunst: Das Istanbuler Kunstmuseum Arter zeigt eine große Retrospektive des „Kapitalistischen Realisten“ KP Brehmer
Zwei gekreuzte Flaggen in Schwarz-Rot-Gold an der Stirnseite eines riesigen White Cube. Selbst der internationalen Heraldik unkundige Besucher können an der Installation im Istanbuler Kunstmuseum Arter unschwer die deutsche Flagge ausmachen. Nur die Größenverhältnisse irritieren. Warum ist der goldene Streifen auf einem der Banner derart breit geraten?

„Korrektur der Nationalfarben“ nannte der deutsche Künstler KP Brehmer (1938–1997) sein 1970 entstandenes Werk, das zu seinen bekanntesten zählt. Weiterlesen

Streik an Istanbuler Universität

„Was wir fordern, ist legitim“ – An der Istanbuler Boğaziçi-Universität wird gestreikt. Der Filmemacher Can Candan über den Kampf gegen Autoritarismus im Namen der Wissenschaft.
Seit der Ernennung des AKP-nahen, des Plagiats bezichtigten Rektors Melih Bulu durch Präsi­dent Erdoğan am 1. Januar 2021 ist die renommierte Istanbuler Boğaziçi-Universität im Ausnahmezustand. Trotz Festnahmen, Razzien und Polizeigewalt fordern Akademiker und Studenten seit Monaten, dass der umstrittene Rektor zurücktritt. Weiterlesen

Türkischer Kulturmäzen in Haft

Kesseltreiben am Bosporus – Seit mehr als drei Jahren sitzt Osman Kavala nun im Gefängnis. Jetzt will der türkische Präsident auch seiner Kulturorganisation an den Kragen.
„Terrorsponsor“, „türkischer Agent dieses ungarischen Juden Soros“, „Putschist“. Recep Tayyip Erdoğan, der regierende Autokrat am Bosporus, war nie um ein Schimpfwort verlegen, wenn es um Osman Kavala ging.
Den Kulturmäzen aus einer vermögenden Istanbuler Fabrikantenfamilie ohne jeden Beweis staatsfeindlicher Umtriebe für mittlerweile gute drei Jahre ins Gefängnis befördert zu haben, scheint Erdoğan nicht mehr zu reichen. Wenn nicht alles täuscht, wollen die türkischen Behörden jetzt auch seine Organisation Anadolu Kültür schließen. Weiterlesen

Das Material ist die Botschaft

Kulturwechsel zwischen Berlin und Istanbul: Wie damit drei Generationen von Bildhauerinnen aus der Türkei umgehen, thematisiert die Galerie Nord in Berlin
30 spitze Hüte, seltsam dunkelbraun gefärbt, eine Mischung aus Zuckerhut und Zylinder. Die Künstlerin Yıldız Tüzün schuf diese Skulptur 1995. Auf den ersten Blick kaum zu deuten, oszilliert die seltsame Bodeninstallation zwischen Minimalskulptur und einem Totem-Hain. Was könnte sie mit dem „Wechsel der Geografie“ zu tun haben, auf die die Ausstellung „Shifting Patterns“ im Kunstverein Nord hinauswill, der Galerie des Berliner Bezirks Mitte? Weiterlesen

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