Beueler-Extradienst

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Schlagwort: Carlo Ancelotti

The winner: Ancelotti & China

Die Ignoranz des Medienrudels ist oft zum verzweifeln. Ich hatte das hier schon zu Saudi-Arabien/Jemen hervorgehoben: es ist unfassbar, dass, was für Unsereinen eine fünfminütige Recherche-“Arbeit” ist, bei der Mehrzahl der professionalisierten Mediendinestleister schon eine Überforderung ist. Im gescheiterten “realen Sozialismus” gab es mal die Fantasie von der “allseitig gebildeten Persönlichkeit”. Sie scheint im heutigen Kapitalismus definitiv nicht möglich zu sein. Ein bisschen mehr Lesen und Lernen, das wäre schon viel.

Noch schlimmer als im Politikjournalismus sieht es beim Sport aus. Das einzige sportjournalistische Produkt des deutschen Fernsehens und seiner hunderten Programme, die WDR-Produktion “Sport inside“, beendet – sage und schreibe am 1. Oktober – seine “Sommerpause”.
In der abgelaufenen Woche wurde uns vorgespielt, dass der arme Trainer Ancelotti wegen angeblicher Erfolglosigkeit seinen gut bezahlten Arbeitsplatz loswurde. Wie lächerlich ist das denn? Nur einer, Gladbach-Fan Christian Eichler bei der FAZ, scheint es verstanden zu haben. Weiterlesen

Wie Sport und sein Journalismus herunterkommen

Die Süddeutsche Zeitung gilt als “Qualitäts-” und “Leitmedium”. Ich habe sie auch einige Zeit als Abonnent genossen. Damals, als sie noch einen NRW-Teil hatte, aber auch darüber hinaus sehr lesenswert war, wegen ihrer internen Meinungsvielfalt, und zahlreicher junger Talente, die sie damals beschäftigte, so ungefähr zu Beginn dieses Jahrtausends muss das gewesen sein. Ich erlebte mal eine große, gelungene Veranstaltung der “Lit.Cologne” die fast nur von ihren Sportmitarbeiter*inn*en bestritten wurde, Raphael Honigstein, Christoph Biermann, Birgit Schönau, Javier Caceres, Ronald Reng. Dann kamen 2008 die Schwaben von der SWMH, kauften vier der fünf SZ-Besitzerfamilien aus dem Verlag raus, und auch sonst viele Andere. Das Feuilleton ist seitdem ausgezehrt, hat politische Interventionen fast komplett aufgegeben. Der Sportteil ist immer FC-Bayern-lastiger geworden. Der NRW-Teil wurde als erstes dichtgemacht, und einige Zeit später war ich dann auch als Abonnent weg. Wie analysefrei seitdem dort Fußballjournalismus betrieben wird, illustriert heute Chrstoph Kneer mit seinem Ancelotti-Porträt zur Bayern-Krise (die ist immer, wenn sie nicht gewinnen und nicht Erster sind), ein Autor, der es nachweislich besser könnte. Aber wenn die Fußballer Formkrise haben, kriegen die Journalisten sie auch, so symbiotisch geht es dort schon zu.
Wo der Fußball mal landen wird, wenn er so weiter macht, das sehen wir aktuell an der zusammenbruchartigen Krise der Welt-Leichtathletik. Was war das mal eine attraktive und begeisternde Sportart. Fast nichts haben sie von ihr übrig gelassen.

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