mit Update 3.5.

Von einem Freund erhielt ich heute – per Email – Kritik an diesem Eintrag: “Panikmache” “unerfreulich”. Bevor ich darauf inhaltlich eingehe, möchte ich Ihnen zunächst die Kollegin Jenni Zylka/MDR-Altpapier ans Herz legen, mit der ich Genussneigungen und den Respekt und die Liebe zu Vincent Klink teile: Wo bleibt das Positive? – Weiß der Teufel: Wie Eskapismus sich in beschissenen Zeiten auf ganz unterschiedliche Weise medial Bahn bricht.”

Regelrecht verlieben könnte ich mich in ihr Erich-Kästner-Zitat, dem mein soeben 75 gewordener Freund Rolf Sachsse in seiner Münchner Zeit noch persönlich begegnet ist:

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
“Herr Kästner, wo bleibt das Positive?”
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.

Ich will nicht schwindeln. Ich werde nicht schwindeln.
Die Zeit ist schwarz, ich mach euch nichts weis.
Es gibt genug Lieferanten von Windeln.
Und manche liefern zum Selbstkostenpreis.

Ohne Eskapismus und das Positive geht es nicht – auch nicht der unbedingt notwendige systemkritische Widerstand gegen alles Böse und Schlechte. Wo soll dessen Kraft denn herkommen, wenn nicht von Gutem und Schönem (und nicht nur der Utopie davon)? Hier als entsprechende Nahrung die “Daily Good News” von Cosmo.

So weit das Positive – und nun zu Trump

Trump zu bekämpfen ist nicht zwingend verbunden mit Biden-Verehrung. Eher im Gegenteil. Niemand weiss das besser, als die US-Amerikaner*innen selbst.

Dass ich also den o.g. Eintrag veröffentlichte, diente ebendiesem Zweck: den allseits kritisch gebildeten Extradienst-Leser*innen mit ihrer ausgeprägten Fähigkeit völlig eigene Meinungen zu bilden, einen Diskurs aus der US-Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben, der hierzulande wenig bekannt ist, und von denen, die den öffentlichen Mediendiskurs hierzulande beherrschen, ignoriert wird, um ihre eigenen Agenden zu verfolgen. Das heisst in keiner Weise, dass ich mich mit den verlinkten Texten und Personen identifiziere. Ich meine nur: wir sollten sie kennen. “Y’understand?”

Die Sache mit der Panikmache

Die ist durch und durch ernstzunehmen. Und dazu habe ich einen sehr ausgeprägten persönlichen Standpunkt.

Panik macht die Existenz von Atomwaffen. Näheres regeln die Gesetze der Physik.

Panik macht die Drohung mit Atomwaffen. Es begann mit Harry Truman, und hört bei Kim Jong-un nicht auf. Weitere Despoten streben die Verfügungsgewalt über Atomwaffen an, weil sie mit einigem Recht erhoffen, damit von aussen unangreifbar zu werden. Es verbleibt, füge ich hinzu, die Option, sie innenpolitisch zu stürzen – wäre ich sehr dafür.

Was hilft gegen diese – in der Weltbevölkerung weitverbreitete – Panik? So weh es vielen Kriegstüchtigkeits-Fans auch tut: Abrüstung, zu erreichen über Verhandlungen. Oder atomare Apokalypse – die Auslöschung der Menschheit könnte überlebende Organismen auf der Erde u.U. erfreuen.

“Angst machen vor dem Krieg – das bedeutet auch Unterstützung für Trump” schreibt mir der kritische Freund. Einer mir in relevanten Teilen persönlich bekannten Mehrheit muss die Angst, die sie ihr Leben lang erfüllt, nicht “gemacht” werden. Meine Grosseltern und Eltern haben sie er- und durchlebt, und ihre Kinder davon wissen lassen. Dass diese Angst “gemacht” wird, ist ein Missverständnis, das in der deutschen Politik- und was-mit-Medien-Blase herzhaft gepflegt wird – aber es stimmt nicht.

Zurück zu Trump – es geht tatsächlich schlimmer

Mein alter Bekannter aus Landtagszeiten, damals NRZ, ist heute US-Korrespondent der Funke-Mediengruppe: Dirk Hautkapp: Grenell, der Schreckliche: Die ‘größte Gefahr seit langem’ – Washington. Ex-US-Botschafter Grenell läuft sich für einen Posten im Kabinett Trump warm – mit fragwürdigen Methoden und einer üblen Agenda.” Das sind die Typen, die aus schrecklichsten Kriegen Profit zu ziehen vermögen. Hautkapps Bemerkung “Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, der sich von Saudi-Arabien mit zwei Milliarden Dollar für Investments ausstatten ließ” stützt meine These von Trumps damaliger Finanzierung durch Mohammed Bin Salman. Ob sie heute noch aktuell ist, ist eine geostrategisch spannende Frage.

Trump hat das mehr als nötig, wie derzeit in den USA gerichtsfest festgestellt wird und in der FAZ eben noch zu lesen war, aber jetzt digital eingemauert ist: Roland Lindner/New York: “Hinter Trumps Fassade – Vom Trump Tower bis Mar-a-Lago: Donald Trump ist mit Immobilien groß geworden. Aber wie wertvoll sind die Paläste und Wolkenkratzer noch?” Mein Fazit als Leser: der Kandidat und Ex-Präsident ist ein betrügerischer Hochstapler und einer von den viel zu vielen Immobilienhaien, die dringend in den Zoo müssen. Die gibt es auch hier in Schwarzrheindorf an jeder Strassenecke … aber ich schweife ab …

Mit solchen Typen an der Macht käme das Ende des Anthropozäns schneller näher. Das ist ja auch die Apokalypse-Sehnsucht ihrer faschistischen Fans.

Update 3.5.: Lesen Sie ergänzend auch diese kritische Analyse von Leon Gerleit/telepolis: Donald Trump vor Gericht: Spielball der liberalen Medien – Donald Trumps Gerichtsverfahren ziehen die große Aufmerksamkeit der liberalen US-Presse auf sich. Die Strategie dahinter ist einfach, die Risiken groß.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net