Gabor Steingard ist daran gescheitert, Spiegel-Chefredakteur zu werden. Der Mehrheit der Anteilseigner, also der Mitarbeitergesellschaft als auch der Augstein-Familie, war er als kämpferischer Neoliberaler nicht vermittelbar. Vermutlich ist er auch im Arbeitsalltag das, was man gerne zurückhaltend als “schwieriger Typ” bezeichnet. Beleidigt verliess er die Kampfstätte und wechselte zum Handelsblatt. Die meisten glauben, dass er da sowieso besser hinpasst. In meinen Augen: ein Mißverständnis, allerdings nicht über die Verbindung Steingard/Handelsblatt, sondern über den Spiegel. Aber ich schweife ab.
Steingard sieht wie die Mehrheit der Bundesbürger, dass ihre Meinung zum Ukraine-Konflikt und ihre damit wachsende Kriegsangst in der veröffentlichten Meinung der “Leitmedien”, namentlich FAZ, SZ, Spiegel, öffentlich-rechtliche TV- und Rundfunksender, keine Repräsentanz mehr hat. Und er weiß, dass das anders als viele andere Themen keine Frage eines Klassenstandpunkts ist, sondern klassisch Klassengrenzen überwölbt. Eine Riesenmarktlücke für ein Wirtschaftsblatt, das sich ökonomisch-rationalen Interessen verpflichtet fühlt. Und also schreibt er. Und das nicht schlecht.
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