Die Fußballverbände Fifa und Uefa sind beim breiten Publikum zu Recht als Mafiafamilien verrufen. Da glaubten ARD und ZDF wohl, sich in der “Lügenpresse”-Aufregung mal so richtig preisgünstig profilieren zu können. Die Uefa würde Bilder nicht “zur Verfügung stellen”, die ihre Veranstaltung als weniger schön in Erscheinung treten lassen würden. Z.B. wenn am Boden liegenden Personen brutal auf den Kopf getreten wird, und der gleiche abgefilmte Täter wenige Stunden später im Stadion nicht nur Einlass gefunden hat, sondern weiter zu Gewalttaten aufhetzen darf.

Irgendwie haben uns diese Bilder dann trotzdem erreicht. Ich will jetzt auch gar nicht philosophieren, wer diesen Täter engagiert und bezahlt hat und wie es 5 Meter entfernten SEK-Polizisten misslingen konnte, ihn nach frisch ertappter und gefilmter Tat zu verhaften.

Die PR-gerechte Aufregung von ARD und ZDF ist jedenfalls pure Heuchelei. Denn diese Sender haben Übertragungsrechte erworben, in deren Verträgen sie auf die Eigenproduktion von Bildern kostensenkend verzichten und das “Signal” des Veranstalters übernehmen. Das tun sie bei WMs, EMs und auch bei der Deutschen-Fernseh- …..äh ….. Fußball-Liga (DFL).

Noch nie, nie, nie, haben sie auf den teuren Erwerb solcher Übertragungsrechte (auf unsere Kosten und zugunsten der erwähnten Mafiafamilien!), verzichtet, um auf das im deutschen und europäischen Medienrecht verankerte Recht auf Kurzberichterstattung zu bestehen. Weil sie es sich mit den benannten Mafiafamilien nicht verderben wollen.

Das regt mich am meisten auf. Dass die öffentlichen Medien, die uns allen gehören, uns für so bescheuert halten, dass wir alles vergessen und nichts, absolut gar nichts wissen. Kann man schlimmer beleidigt werden?

Und übrigens: die einzige TV-Sport-Sendung im privaten oder öffentlichen deutschen Fernsehen, die journalistischen Minimalansprüchen genügt und über Produktpräsentation hinausgeht, “Sport inside” (WDR-Fernsehen), ist seit Ende der DFL-Sonntagsspiele stillgelegt. Auf ihrer Videotextseite (WDR, S. 376) heisst es: “Der Sendetermin und die Themen der Sendung werden rechtzeitig bekannt gegeben.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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