Die Tatsache, dass ihre Pressehäuser keine Kapitalrenditen von 25% mehr erwirtschaften, empfinden manche der diese Häuser besitzenden Milliardärsfamilien als Krise. Dieses, nunja, ziemlich unangenehme Gefühl wird für viele Beschäftigte dieser Pressehäuser zu einer handfesten Existenzkrise, wenn die Milliardärsfamilien für ihre Rendite mal wieder ein paar hundert Arbeitsplätze einsparen wollen.
Noch besser gelingt dieses Einsparen, wenn man Häuser, die technisch sowieso das Gleiche machen, auf die Inhalte kommts ja nicht mehr an, einfach zusammenlegt. Das wiederum gelingt, wenn Patriarchen (selten auch Matriarchinnen) solcher Milliardärsfamilien sich ins Jenseits verabschiedet haben – das zu erbende Produktivvermögen lässt sich in den heterogenen und verzweigten Erbengemeinschaften einfach besser aufteilen, wenn es zu Geld gemacht wird. Viel Arbeit und Verdienstmöglichkeiten für Rechtsanwälte, Notare, Nachlassverwalter. Ist es bei DuMont jetzt so weit?
Alfred ist tot. Sohn Konstantin hatte sich mit großer Öffentlichkeitswirkung aus dem Verlagshaus verabschiedet. Es ist nicht anzunehmen, dass er heute zufrieden ist. Seine eigenen Mediengehversuche blieben entschieden unauffälliger als sein Abschied. Weitere von Alfreds Kindern stiegen in den Verlag ein. Aber sind sie sich immer einig?
Zu hoffen bleibt, dass der verdienstvolle Rom e.V., der von der Solidarität von Witwe Hedwig profitierte, unter der neuen Lage nicht leiden muss.
DuMont ist nicht in der Krise. In 2015 betrugt der Profit 10 Mio. Euro, eine Verdoppelung gegenüber 2014. Gut, zum Unterhalt von Villen, Yachten und Oldtimern wäre das etwas knapp bemessen. Aber diese Profitabilität in Krisenzeiten macht den Raubtieren der Konkurrenz Appetit.
DuMont ist in vielerlei Hinsicht Partner des Verlagshauses Neusser in Bonn. Beiden gemeinsam ist, dass sie lokale Monopole innehaben. Neusser hat dieses Jahr gerade eine Druckerei mit 80 Arbeitsplätzen geschlossen. Um die Bonner Lokalredaktion des Express (gehört zu DuMont), die gerade erst unter der Leitung der Beuelerin Marion Steeger ein egenständiuges Profil zu entwickeln versucht, muss man sowieso immer besorgt sein. Doch das reicht heute nicht mehr. Die Pressevielfalt verschwindet, weil ihre besitzenden Produzenten mit ihr heute nicht mehr anders umgehen als mit der vielzitierten Schraubenfabrik. Erbengemeinschaften sind zudem nicht in der Lage, einen gemeinsamen verlegerischen Willen oder gar eine Strategie zu entwickeln. So verabschiedet sich das privatkapitalistische Pressewesen aus der Ökonomie. Die Häuser Madsack (Hannover) und Funke (Essen) wehren sich noch dagegen, sie versuchen durch Fressen zu überleben. Doch das ist nicht gesund, es wird zu Blähungen führen. Denn eine inhaltliche Idee für den Journalismus der Zukunft haben sie nicht. In ihrer Renditeorientierung ist dafür kein Platz.
Es wird also noch viel mehr – und bessere – Blogs als diesen geben. Freuen wir uns drauf.
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