Sehnlichst war er als Zeuge im Steuerprozess gegen Werner Mauss erwartet worden, Bernd Schmidbauer, der ehemalige Staatsminister beim Bundeskanzler und Koordinator der Geheimdienste. Gestern – also am 9. Januar 2017- war es denn so weit – Bernd Schmidbauer, mittlerweile 77 Jahre, ließ an seiner Bewunderung für Werner Mauss keinen Zweifel. Er lobte ihn in höchsten Tönen und erzählte viel aus der gemeinsamen Zeit. Im Vergleich dazu blieb Schmidbauers Beitrag zur Aufklärung der Steuerhinterziehungs-Vorwürfe eher übersichtlich. Immerhin bestätigte er die Existenz eines – wie auch immer geARTEten Fonds. Schmidbauer sprach von einem „Reservefonds“ – bestimmt für die Finanzierung der teilweise recht aufwendigen Operationen des Werner Mauss. Persönlich, so Schmidbauer, habe er Mauss 1990/91 kennengelernt und zwar auf Empfehlung des damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Boeden. Gerhard Boeden war von 1987–1991 Präsident des BfV und zuvor 1983 bis 1987 Vizepräsident des BKA.
Dieser leider schon 2010 verstorbene Gerhard Boeden soll im Jahr 1985 als damaliger Vize-Präsident des Bundeskriminalamtes jenen ominösen „Treuhand-Fonds“ oder „Reservefonds“ mit gegründet oder initiert haben. Das sagt Mauss und das bestätigte Bernd Schmidbauer. „Boeden war glühender Verehrer von Mauss“ ließ er das Gericht wissen und regte an, doch mal beim Bundeskriminalamt nach Akten über den Reservefond nach zu fragen. Denn da ist sich Schmidbauer ganz sicher: „Im BKA muß es Unterlagen dazu geben.“ Schmidbauer gab an, über den Fonds nur grundsätzlich informiert gewesen zu sein – habe aber keine Kenntnis über die Einzelheiten der Bezahlung des Superagenten Mauss gehabt. Schmidbauer nannte Israel und die USA als zwei Staaten, die sich „an dem Fonds beteiligt“ hätten.
Während die Bundesregierung in ihren Antworten – vor allem auf entsprechende Anfragen des Abgeordneten Christian Ströbele- immer betont hatte, das Bundesamt für Verfassungsschutz (BFV), habe nichts mit Mauss zu tun gehabt, sprach Schmidbauer in seiner Aussage von einer „Betreuung“ des Werner Mauss – Beziehungen hätten zur Abteilung Terrorismus“ des BfV bestanden.
Mauss blieb sich auch beim gestrigen Verhandlungstag treu und kündigte für den und die folgenden Verhandlungstage weitere Aufklärung an und natürlich auch, dass die „Treugeber“ -also seine „Geldgeber“ sich im Prozess noch äußern würden. Und seine Verteidigung benannte weitere Zeugen. Mauss selbst empfahl besonders einen Herrn Schmidt, der vor fast 30 Jahren mal beim BND gearbeitet habe und Licht ins Dunkel bringen könnte. Zu Herrn Schmidt hat Mauss heute noch Kontakt – und hat ihm auch schon mal 20.000 Euro überwiesen. Weil, ja weil auf ihn die zehn Handys laufen würden. Aus Tarnungsgründen, sagt Mauss. Was allerdings der Herr Schmidt, der vor rund 30 Jahren mal beim BND gearbeitet habe, zur Klärung der aus deutlich jüngerer Zeit stammenden konkreten Tatvorwürfe der Steuerhinterziehung beitragen könnte – vermochte der Vorsitzende Richter van den Hövel nicht so recht nachzuvollziehen.
Mauss warf ein „Herr Schmidt war die Nr. 2 des BND, der ist Geheimnisträger lebenslang.“
Antwort des Richters: „Und Telefonträger“ – eine zarte Anspielung auf die zuvor von Mauss erzählte Handy-Geschichte.
Und auch das sei nicht verschwiegen – auch an diesem Prozesstag stellte Werner Mauss nochmals folgendes klar: „Ich bin steuerehrlich. Ich habe keine Steuern hinterzogen. für mich ist die Steuerpflicht sehr wichtig.“
Wer mehr über das besondere Verhältnis zwischen Bernd Schmidbauer und Werner Mauss wissen möchte – es gibt da ein Buch: „Der Agent und sein Minister” Ignacio Gómez und Peter Schumacher ISBN-10: 3885206315
Der Text erschien auch im taz-terrorismusblog “Sauerländische Erzählungen” von Annette Hauschild, Textübernahme mit herzlichem Dank an den Verfasser für die Gestattung.
Letzte Kommentare