Georg Seesslen, in meinen Augen bester Essayist unter deutscher Sonne, hat ein Buch über Trump geschrieben. Und siehe da, neben seinen regelmässigen Arbeitgebern taz, Jungle World und DLF gibt jetzt sogar das FAZ-Feuilleton Texte bei ihm in Auftrag. Im Telepolis-Interview gibt es Auskunft über seine Trump-Sicht. Seine Berlusconi-Bezüge sind interessant und zutreffend – Trump ist zwar sehr US-amerikanisch, aber nicht nur. Das Problem, das er darstellt und repräsentiert, lässt sich in Europa nicht aussitzen. Ein Teil der herrschenden neoliberalen Klasse ist zum Bündnis mit Rassismus, Machismus und dem, was früher mal “Lumpenproletariat” genannt wurde, entschlossen.
Ein Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschrieb im Deutschlandradio, wie der kluge Karl Marx die heutige strategische Lage – vielleicht – erfasst hätte.
Eine “Schwarze Null” ist aus US-amerikanischer Sicht allenfalls Wolfgang Schäuble, und Ausweis für seinen lächerlichen Provinzialismus. Für die Politik einer Großmacht ist die Höhe der Schulden irrelevant – entscheidend ist Vertrauen in ihre Macht.

Die ganze Woche habe ich überlegt, was ich kluges zum allgemeinen “Fake-News”-Gequatsche schreiben könnte. Ausgeruhte kritische Einschätzungen gab es von Stefan Niggemeier und bei Wolfgang Michal, mehr eifersüchtig-kritisch bei Paul Schreyer. Bodo Hombach ist sicher kein gutes Branding für unabhängigen Journalismus, sondern eher ein guter Lehrer für Intriganz; er ist aber nicht doof, sondern sucht wenigstens nach dem Gral: wie ist Journalismus heute noch finanzierbar? Die ultimative Beurteilung in Sachen “Fake News” gab aber die von mir schon gelobte Ulrike Simon, ausgerechnet auf einer Website von Madsack: wie wärs denn mal mit Journalismus?
Bei meiner Gewerkschaft weist Günter Herkel darauf hin, wie gerade das, auch von Madsack, planmässig abgebaut wird.
Der Ausbau von Prohibition, von den Verlagen euphemistisch “-plus” (SZ, FAZ, FR, Spiegel) genannt, im Kern handelt es sich um immer mehr Paywalls auf den Online-Angeboten, wird sie auch nicht mehr retten, sondern ihre publizistische Irrelevanz beschleunigen. Der Politikteil von faz.net z.B. ist ohne die Texte von Bannas und Sattar eigentlich völlig unbrauchbar; die Propaganda, die üblich bleibt, ist verzichtbar. Klickzahlen veröffentlichen die feinen Verlagsherren natürlich nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net