von Andreas Zumach

Donald Trump hat dazugelernt. Allerdings nur rhetorisch. Bei seiner gestrigen Rede in Riad vermied der US-Präsident zwar das pauschale Muslimen-Bashing der vergangenen Monate. Der Kampf gegen den Terrorimus sei „keine Schlacht zwischen verschiedenen Religionen oder Zivilisationen” erklärte Trump in Abgrenzung von einer berüchtigten These des US-Politologen Samuel Huntington, sondern „eine Schlacht zwischen barbarischen Kriminellen, die das menschliche Leben auslöschen wollen, und anständigen Menschen aller Religionen, die es beschützen wollen.”
Der weltweit wichtigste staatliche Unterstützer und Finanzier dieser „barbarischen Kriminellen“ ist allerdings die durch den ersten Auslandsbesuch des US-Präsidenten hofierte und gestärkte wahabitische Königshausdiktatur in Riad. Und das bereits seit den ersten Anschlägen sunnitischer Islamisten im Afghanistan der 80er Jahre über die Terrorakte vom 11. September 2001 bis hin zur aktuellen Unterstützung Riads für den „Islamischen Staat“ und andere heute aktive sunnitischen Terrorgruppen. Diese Fakten sind den Geheimdiensten und der Regierung der USA natürlich wohlbekannt. Doch die Aussicht auf die milliardenschweren Rüstungs-und Wirtschaftsabkommen mit Riad haben in Washington offensichtlich zur Verdrängung dieser Fakten beigetragen.
Stattdessen erklären die Trump-Administration und in auffallend wortgleichen Formulierungen auch die Regierungen Saudiarabiens und Israels in grotesker Verdrehung der Fakten den schiitischen Iran zum „staatlichen Hauptsponsor des weltweiten Terrorismus“ und zum „gemeinsamen Feind“.
Das stärkt die Hardliner in Teheran und ist eine schallende Ohrfeige für die vielen Millionen reformwilliger und keineswegs antiwestlicher IranerInnen, die erst vor wenigen Tagen Präsident Ruhani zur Wiederwahl verholfen haben. Kritik an Teherans Raketenprogramm und an der Rolle Irans in Syrien und anderen Länder der Region ist richtig und notwendig, aber aus dem Munde von Regierungen und Politikern, die Saudiarabien aufrüsten und kritiklos hofieren, unglaubwürdig und verlogen.
Trump hat zwar der „Schlacht zwischen verschiedenen Religionen“ eine Absage erteilt, zugleich aber den innerislamischen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten weiter angeheizt und damit die Gefahr eines Krieges zwischen Saudiarabien und Iran erhöht. Dieser dann vierte Golfkrieg seit dem irak-iranischen Waffengang in den 80er Jahren hätte noch verheerendere Folgen – nicht nur für die Menschen und die Stabilität in der Nahostregion, sondern auch für die Sicherheit der USA und ihrer Bürger.

Dieser Beitrag erscheint auch bei taz.de, Übernahme mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.

Über Andreas Zumach:

Andreas Zumach ist freier Journalist, Buchautor, Vortragsreferent und Moderator, Berlin. Von 1988- 2020 UNO- Korrespondent in Genf, für "die tageszeitung" (taz) in Berlin sowie für weitere Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten. Seine Beiträge sind in der Regel Übernahmen von taz.de, mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.