Seit 0 Uhr meldet der Deutschlandfunk die Nachricht, dass in Saudi-Arabien jetzt das Autofahren für Frauen erlaubt werden soll. König Salman persönlich habe sich darum gekümmert. Es sollte nicht wundern, wenn diese Nachricht von einer PR-Agentur in die Umlaufbahn geschossen wurde, die rein zufällig mit der Begleitung des grössten Börsengangs der Welt, dem der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco, betraut ist, mit dem die kinder- und ehefrauenstarke Königsfamilie Saud milliarden- oder gar billionenschwere Kasse machen will.
Das hat mich davon überzeugt, dass gestern Telepolis-Autor Thomas Barth mit seiner bitteren Medienkritik völlig Recht hatte. Im Jemen führt Saudi-Arabien derzeit einen Vernichtungskrieg, der dem in Syrien in nichts nachsteht. US-, britische und deutsche Interessen sind unmittelbar an diesem Verbrechen beteiligt, verdienen daran und probieren Mördertechnologien aus. Ein humanes Europa hätte schon längst ein Flüchtlingsaufnahmeprogramm für Menschen aus dem Jemen aufgestellt und eine Fährverbindung zwischen Jemen und Afrika installiert.
Die ARD, letztes deutsches Medium, das noch ein nennenswertes Auslandsbüronetz unterhält, hat die nächstgelegenen Standorte in Istanbul, Teheran, Kairo, Tel Aviv und Nairobi – alles mit tausenden Kilometern Sicherheitsabstand. “Attraktive Bilder” scheint niemand anzubieten, und wenn, dann wohl nur unter unmittelbarer Lebensgefahr. So ist das mit dem Krieg und der Wahrheit.
Nicht nur für Qualitätsjournalist*inn*en und Leitmedien, selbst für uns Normalos wäre sie gar nicht so schwer rauszufinden. Unsere regierungsfinanzierte Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin beschäftigt mehrere arabischkundige Wissenschaftler*innen und pflegt eine transparente Veröffentlichungspolitik. Hier kann man seit Monaten nachlesen, was warum im Jemen passiert. Was veranlasst deutsche Interessen, das – bisher – kaum öffentlich zu beachten?
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