Als Beueler wechselt mann nicht gerne die Rheinseite. Weniger Sonne. Gestern machte ich mal eine Ausnahme. Und erschrak. In früheren Lebensjahren habe ich Strecken in die Innenstadt und nach Endenich regelmässig mit dem Fahrrad zurückgelegt. Der Rhein und die Eisenbahnstrecke waren immer eine Beschwernis. Ich konnte mich aber an sie gewöhnen. Die Kennedybrücke wurde stark verbessert, und durch die City und am Hbf. hatte ich irgendwann die optimale Hindernisüberwindung gefunden.
Doch was ich jetzt wahrgenommen habe, hätte ich mir in meinen früheren Lebensjahrzehnten nicht langmütig gefallen lassen. Schon in jungen Jahren wurde mein Adrenalinspiegel von Baustellen und ihren Verkehrsführungen stimuliert. Als Radfahrer existierte ich nicht – obwohl: für ein Schild “Radfahrer absteigen”, willkürlich in die Gegend gestellt, reichte es immer. So weit, so schlecht.
Darum habe ich natürlich in Kenntnis der – für die Stadtentwicklung lebenswichtigen – Baustelle zur Beseitigung des “Bonner Lochs” sowieso schon nichts Gutes geahnt. Wie üblich nutzte ich die Friedrichstrasse und den Florentiusgraben zur Querung der City. Doch wie sollte ich unter der Bahn durchkommen? Ich wählte einen illegalen Weg, es war sonntagmorgen, schwacher Takt von Strassenbahnen und Bussen. Das ging. Werktags gewiss unmöglich.
Welche Ausweichmöglichkeiten gäbe es? Auf dem Rückweg wählte ich den geringen Umweg Nussallee-Pop-Allee, durch die jahrhundertelang beklagte Poppelsdorfer Unterführung. Ich glaube, bei ihr müsste eine Verbesserung des Fahrrad- und Fussgänger*innen*verkehrs verboten werden – sie muss unter Denkmalsschutz – seht her, was die sich in früheren Zeitaltern für einen Schwachsinn erlaubt haben.
Dann sah ich, was im Hofgarten los ist. Er, die wichtigste und atmosphärisch angenehmste südliche Querung der City, ist mit einem Bretterzaun blockiert, der vermuten lässt, das Berliner Stadtschloss werde nun in Bonn errichtet. Ein Baustellenschild an der B9 belehrt mich: es ist nur eine Tiefgaragensanierung (ausgerechnet!).
Das Zusammentreffen dieser Baumassnahmen, zu denen wir selbstverständlich noch die Verunmöglichung der Nutzung der Viktoriabrücke addieren müssen – das ist an Genialität kaum zu toppen.
Die ganze Welt, von Kopenhagen, über Paris bis New York, selbst in Peking wird aus Atmungsgründen eine Renaissance ausgerufen, weiss, dass das Fahrrad die Lösung für die meisten innerstädtischen Verkehrsprobleme ist. Aber wer sagt es den Beamten und Angestellten im Bonner Stadthaus? Haben die da kein Internet? Oder wenigstens eine*n Fahrradbeauftragte*n? Hallo ADFC, kannst Du da mal anrufen?
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