Klingt wie ein Klischee, ist aber bittere Realität. Ein junger Mann, 25 Jahre alt, in Deutschland geboren und aufgewachsen, mit schlechtem Hauptschulabschluss, arbeitslos, keine Ausbildung, Hartz IV-Empfänger, mehrfach vorbestraft, drogenabhängig, naiv und perspektivlos, wohnhaft in Bonn-Tannenbusch. Seine Eltern sind einst aus einem fragilen Staat geflohen, offenbar ist deren Integration krachend gescheitert und sie sind ebenfalls arbeitslos.

Ohne dies wissenschaftlich untermauern zu können, ist es offenlichtlich, dass solche zweifelhaften Karrieren in signifikanten Stadtteilen und Ghettos fast normal sind. Diese Negativspirale ist nicht neu. Denn traumatisierte Flüchtlinge aus Kriegsgebieten sind wahrlich kein neues Phänomen. Man hat sie allerdings alleine gelassen, sie haben Kinder in die Welt gesetzt, die niemals die Chance bekamen, ihrem Teufelskreis aus Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Bildungsferne, Stigmatisierung und Hoffnungslosigkeit zu entkommen.

Sozialarbeiter und Bewährungshelfer sollen jetzt reparieren, was der Staat und die Familien zerstört haben. Natürlich viel zu spät und mit zweifelhaften Erfolgsaussichten. Denn die strukturellen Probleme von Migrantenkindern sind ein Sprengstoff für gesellschaftspolitische Verwerfungen und eine Einladung für Salafisten.

Die Benachteiligung ganzer Bevölkerungsteile dokumentiert sich darin, dass Kinder aus Arbeiterfamilien immer noch erheblich seltener eine akademische Ausbildung erhalten als Kinder aus der Oberschicht. Und das ist unabhängig davon, ob es sich um Migranten handelt oder nicht.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass gewisse Kreise aus der Oberschicht mit dieser ausgrenzenden Zwei-Drittel-Gesellschaft durchaus zufrieden sind. Sie ziehen sich in die Ghettos der Reichen zurück, wehren sich mit Vehemenz gegen öffentlich geförderten Wohnraum in der Nähe ihrer Villen und sind natürlich gegen jede Veränderung der Sozialgesetze, weil man die gescheiterte Unterschicht ganz einfach und sichtbar durch Hartz IV identifizieren kann.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,” von Franz Josef Degenhardt musikalisch umgesetzt, trifft das Problem auf den Punkt. Wenn sich unsere Gesellschaft nicht besinnt und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt ihrer Gestaltungsmacht setzt, droht der Unterschicht der endgültige Absturz, der hinter Gittern oder in heruntergekommenen Behausungen endet.

Über Rainer Bohnet: