Der Balkan ist ein äußerst komplexes und heterogenes Staatsgebilde im Spannungsfeld zwischen Globalisierung und Fragmentierung. Das machte der Politikwissenschaftler Siebo Janssen im Bonner Politik-Forum deutlich.
Das frühere Jugoslawien war unter Josip Broz Tito ein blockfreier Vielvölkerstaat mit der viertgrößten Armee Europas. Zusammen mit Indien war Jugoslawien das wichtigste blockfreie Land.
Nach dem Tod Titos zerfiel der Vielvölkerstaat in sieben Nachfolgestaaten, von denen heute Slowenien und Kroatien EU-Mitglieder sind. Serbien, Montenegro und Mazedonien sind Beitrittskandidaten. Bosnien-Herzegowina hat aktuell eine Arbeitslosenquote von 45 Prozent. Politik und Wirtschaft sind korrupt und von den jungen Leuten wollen 9 von 10 ihre Heimat verlassen. “Das Land läuft leer,” konstatierte Siebo Janssen.
Die Unabhängigkeit des Kosovos wird international bisher von vielen nicht anerkannt. Janssen klassifizierte den Kosovo als disfunktionalen Staat.
Grundsätzlich ist diese permanente Instabiltät am Rande Europas gefährlich. Selbst die Gefahr eines erneuten Krieges ist nicht gebannt. Die Schwäche der EU ist laut Janssen fatal und deshalb muss europapolitisch viel passieren, um den Balkan zu stabilisieren und langfristig in die EU zu integrieren.
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