Es ist bedauerlich, dass das heute schon hervorhebenswert ist. Die Alten erinnern sich noch an Fritz Pleitgen oder Gerd Ruge, Journalisten, die heute beim WDR kein Volontariat mehr bekommen würden, eine These von Pleitgen selbst. Sind wir von deren Journalismus verwöhnt? Warum haben sie heute kaum noch würdige Nachfolger*innen? Ist es für deutsche Sender nicht wenigstens ein bisschen peinlich, dass es uns heute wieder ein Österreicher vormachen muss?
Armin Wolf vom ORF, von der österreichischen Rechtsregierung bereits umfassend angefeindet, mitsamt seinem Sender kurz vor dem Garaus durch guillotineartige Gesetzgebung, lässt sich von diesen Bedrohungen nicht daran hindern, ein politisch spektakuläres, exzellent vorbereitetes und kritisches Interview mit Wladimir Putin zu führen. Was er selbst dazu schildert, warum ist es so besonders? Warum ist es kein alltägliches Handwerk mehr? Was ist los mit unserem Journalismus?
Was Wolf über Putins Interviewverhalten schildert, wirkt und ist despotisch. Aber leider nicht besonders. Berlin, Brüssel, London, Paris, Washington (auch Peking oder der Nahe Osten) sind bevölkert mit dieser Form von PR-Despotismus. Es gibt – hier trifft der Begriff zu – regelrechte “Industrien”, sehr umsatzstark, die das coachen und schulen. Das ist ein Strukturwandel, gegen den wir uns als Publikum zur Wehr setzen müssen. Weniger Putins, mehr Armin Wolfs!
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