OMG, Naika Foroutan wäre um ein Haar nach Kanada emigriert. Was für ein Verlust, ja fast eine Schande für uns und unser Angebot an Lebensschancen. Ihr “afghanisch aussehender” Sohn hat mit Haut und Haaren für uns gekämpft. Werden wir es ihm jemals danken? Nach diesen Ausführungen in einem langen Interview mit Andrea Dernbach/Tagesspiegel, die in jungen Jahren bei der Hamburger MoPo lernte, bin ich der Meinung, dass im Bundespräsidentenamt ein Jobsharing eingerichtet werden sollte, ein zweites gleichberechtigtes Staatsamt, eins davon immer für eine Frau, eins davon immer für eine Person mit Migrationshintergrund. Ich weiss, ist nur ein schöner Traum. Aber lesen Sie, was diese Frau zu sagen hat. In der Politik findet sich niemand mehr mit so viel Verstand.
Foroutan beschreibt exakt die Bedingungen für den Kampf um unser Wir. Das tut auch Rene Aguigah, der sein Talent einst beim WDR erprobte, und dann beim DLF seinen beruflichen Platz gefunden hat, ganz wie ich als Hörer. Vom Hören wusste ich nicht, dass er ein Schwarzer ist. Doch siehe, sie haben uns viel zu sagen, was wir nicht sehen.
Foroutan und Aguigah beschreiben aus ihrer Perspektive die Bedingungen für den Kampf ums Wir, um Solidarität, um kollektives Handeln. Hier auch ein gemeinsames Gespräch von den beiden. Wie doof würden wir bleiben, wenn wir solche Leute verlieren.
Die epidemische Krankheit vieler von uns ist die Individualisierung, die Selbstkritik, die Selbstoptimierung. Alles was schiefläuft, muss daran liegen, dass ich noch nicht perfekt bin. Irre, wie diese Gehirnwäsche des neoliberalen Kapitalismus bis hinein in linksradikalste Kreise funktioniert. Greta Wagner forscht darüber und ist bereits auf dem Weg zu den richtigen Antworten.
Danke, für dieses kluge Fundstück. So lesenswert und aufklärend und persönlich und es macht am Ende doch noch Mut. Ich werde es noch oft lesen!
Der Dankesbekundung der ersten Kommentarautorin zu diesem Beitrag möchte ich mich anschließen: Es ist wunderbar, dass sich in diesen finsteren Zeiten immer wieder auch kluge Beobachter*innen zu Wort melden, und zum Nachdenken und Ausprobieren neuer Strategien anregen, die Hoffnung machen.
Dieses Lob möchte ich zugleich auch dem “Beueler Extradienst” insgesamt aussprechen: Jeden Tag die “Perlen” der journalistischen Produktion von Berichten, Analyse und Kommentar zu Tage zu fördern, ist ein Service, für den ich dankbar bin und dem ich daher viele, viele Leser*innen wünsche.
Die Dokumentation der Debatte um Mesut Özil beispielsweise fand ich – obwohl nicht sonderlich fußballinteressiert – geistreich, erhellend und – als Information – unterhaltsam.
Liebe Amina, lieber Klem,
danke. Ich bin gerührt. Und mache weiter. Ihr dürft gerne mitmachen 😉