Der Terror der deutschen Immobilienwirtschaft: in einer TV-Recherche der ZDF-Frontal21-Redaktion war er gestern zu besichtigen (und bleibt das noch ein Jahr in der Mediathek). Die Menschen, die hier ein Jahr lang begleitet und porträtiert wurden, alle Mieter*innen in Berlin (Lützowstr.), hatten viel auszuhalten, haben alles Mögliche durchgemacht, mit dem Mieterverein im Rücken. Mir ist dabei eine Idee für die vermaledeite “Sammlungsbewegung” gekommen. So wie Horst Seehofer, nachdem er in Hauptstadtberlin schon einmal stillgelegt worden war, die Führung des Sozialverbandes Bayern übernommen hatte, könnte Oskar Lafontaine, wenn er noch fitter und nicht selbst Immobilienbesitzer wäre, den Volksheld für gequälte und terrorisierte Mieter*innen geben. Denn die Mietervereine von heute sind seriöse Fachleute und Berater*innen, politisch aber eher bürokratisch-langweilig gepolt (ungefähr so, wie wir uns alte Sozialdemokratenmänner vorstellen), und kaum begabt öffentlich-wirksamen Wind zu machen.
Die Menschen aus dem ZDF-Film haben knapp überlebt. Mir sind aber Einzelfälle aus dem Ruhrgebiet bekannt, in denen solche Auseinandersetzungen ältere und kränkelnde Menschen unter die Erde gebracht haben. Was hier stattfindet, ist für diese Opfer objektiv Terror und Krieg.
In der herrschenden Politik ist nichts und niemand erkennbar, was hier Frieden und Sicherheit schaffen könnte. Im Gegenteil: in skandalöser, ja widerrechtlicher Feigheit, weigerte sich die Bundesregierung, den Frontal21-Leuten Interviews zu geben. Und in der Koalitionsvereinbarung steht nichts, was bis 2021 Hoffnung auf geringfügigste Besserung macht. Zitat von Seite 109: “Weitere Verschärfungen der Eingriffsmöglichkeiten der Kommunen in Eigentumsrechte durch Gestaltung auf Bundesebene werden dabei nicht verfolgt.”
So wie wir im ZDF-Film die Immobilienhaie beim Zuprosten bewundern konnten, so können Sie hier bei der FAZ in kalten Zahlen lesen, wie sie sich die Taschen vollmachen. Das zu ändern wird von unserer Bundesregierung “nicht verfolgt”. Sie sieht auch kein grösseres Problem darin, wenn weltweit Pensionsfonds als Grossanleger den deutschen Immobilienmarkt entdecken, mit ihrer Monsternachfrage die Marktpreise weiter aufblasen.
Z.B bei uns in Beuel: die Bonava will für eine 4-Zimmer-Wohnung an einer vierspurigen Strassenkreuzung (Feinstaub, Stickstoffdioxid und Lärm inkl.) mit durchfahrender Stadtbahn eine Million haben, und zwar nicht türkische Lira.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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