Die Bonner MdBs mehrerer Parteien haben sich an die Deutsche Bahn gewandt, weil die ICE-Direktverbindungen zwischen Bonn und Berlin sie nicht zufriedenstellen. Vielleicht wussten sie nicht, auf welches Glatteis sie sich damit wagen. Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) wusste es wohl auch nicht, als sie als Digitalexpertin über die asozialen Medien wehklagte, was die Bahn ihr alles angetan hat. Denn die Deutsche Bahn gehört ja uns. Und wir lassen uns dabei vertreten von diesen Politiker*inne*n. Preisfrage: wer soll was ändern/bessern an der Bahn, wenn nicht sie?
Was nun Bonn und seine Umgebung und die Bahn betrifft, gibt es ein schwerwiegendes Problem: noch nicht einmal zwischen Bonn und dem nahen Köln gibt es einen zuverlässigen Taktverkehr. Richtung Norden gibt es jede Stunde eine verkehrslose Lücke von 30 Minuten zwischen ’02 und ’33 – in umgekehrter Richtung zwischen ’56 und ’32. Für einen dichteren Verkehr, die Nachfrage dafür, das wissen alle Reisenden in der Region, ist, gelinde formuliert, ausreichend, fehlt es an Schienenkapazität. Den Verkehrsverbundsfahrgästen geht es täglich mehrmals hochgradig auf den Zeiger, dass ihr Zug ausserplanmässig in Köln-Süd, Kalscheuren oder Brühl geparkt wird, weil ihn ein verspäteter Fernzug überholen soll. Wenn die Bahn macht, was die Dame und die Herren MdBs wünschen, dann könnte es in Zukunft einer dieser tarifteuren (!) ICEs sein, die sie sich gewünscht haben. Wollen sie wirklich, dass die Wähler*innen in den Zügen davon erfahren?
Nächstes Jahr ist die Wahl zum Europaparlament. Da wäre doch ein schönes Thema der in den Nullerjahren von ebendiesem Parlament beschlossene Vorrang für den Güterverkehr auf der Schiene. Der ist es, der uns die schlechte Nahverkehrsversorgung und zusätzlich die menschenrechtsverletzende Lärmbelastung beschert. Was wollen die Bonner MdBs denn tun, um das zu ändern?
Für ihre regionalen Parteien und Mandatsträger*innen bis hin zum OB wüsste ich noch eine schöne Aufgabe: wie sieht der Personenfahrplan aus, wenn die S13 eines Tages (besser: Jahres) bis Beuel und Oberkassel fährt? Dauert die Fahrt nach Köln dann doppelt so lange? Oder wie werden zügige Direktverbindungen zwischen Stadt und Stadt dann sichergestellt?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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