Anett Selle ist verhaltensauffällig, als Verbesserung des journalistischen Niveaus der taz. Dieses Wochenende schreibt sie aus Duisburg. Zunächst neigte ich zum gleichen Reflex, wie schon bei der taz-Berichterstattung zu Gelsenkirchen. Immerhin hat Frau Selle die City verlassen und Stadtteile aufgesucht.
Das Bild, das dabei entstanden ist, kippt zwar wieder in die Bestätigung alter Klischees. Einerseits. Andererseits hat es Duisburgs Oberbürgermeister auch nicht anders verdient, sondern mit seiner unbedachten Profilierungssucht selbst herausgefordert. Selles Bild ist entschieden differenzierter, vielfältiger geraten, als des OB Aussendarstellung seiner eigenen Stadt.
Ich lese den Berlin-Lokalteil der taz nicht, zu weit weg, für mich nicht interessant. Darum weiss ich nicht, ob dort sowas auftaucht: die gleiche Geschichte, wie die Selles über Duisburg, liesse sich im Hauptstadtberlin ebenso sicher ermitteln und publizieren. Weil Selles Duisburg überall ist. Wenn nur eine*r hinguckt.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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