Der Deutsche ist gerne Fatalist. Alle unfähig ausser ich. “Die Politik” besonders. Die bringens einfach nicht. Die Erde ist von der Klimakatastrophe bedroht, und “die machen nichts”. Dieser Geist spukt auch in sehr vielen was-mit-Medien-Köpfen rum. Und der Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist in ihren Interviews anzusehen, wie sehr sie das – zu Recht – nervt. Denn wer auf seiner Fatalismus-Analyse beharrt, entlastet sich in erster Linie selbst. Wenn “die Andern nichts machen”, hat es ja keinen Zweck mehr, wenn ausgerechnet ich was tue.
Darum ist es natürlich links zu kritisieren, dass “die Politik”, z.B. bei der COP 24 in Kattowitz, zu wenig, nicht genug unternimmt. Genauso ist es aber rechts, das Märchen zu erzählen, internationaler Dialog und Verhandeln seien zum Scheitern verurteilt und würden nur sinnlos viel Geld kosten.
Unter diesen Vorzeichen hat es Christoph Bals von Germanwatch heute morgen im DLF genau richtig gemacht. Der Fatalismus verbreitenden Interviewerin trat er höflich aber inhaltlich entschlossen entgegen und verteidigte das Bohren dicker Bretter. Er blieb jedoch nicht im Verteidigungsmodus des Erreichten, sondern drehte den Spin weiter: wer sich aus dem globalen Klimakonsens ausklinkt, soll mit Sanktionen bedroht werden. Bals nannte namentlich Brasilien, dessen mit Trump sympathisierender neugewählter Präsident droht, ein neues faschismusartiges Regime zu errichten. Er hat dabei die Deckung der stärkeren Mehrheit des brasilianischen und amerikanischen Grosskapitals (mehr darüber können Sie hier lesen). Das bedroht nicht nur akut brasilianische Demokrat*inn*en und die dort jetzt schon grausam unterdrückten Klassen, sondern mit seinen ökologischen Folgen die ganze Welt, also uns alle. Bals Brasilien-Überlegungen müssen weitergedacht werden: wie will sich das von Deutschland angeführte Europa gegenüber den Handelskriegern USA und China positionieren? Fatalismus oder Klimaschutz – diese Entscheidung müssen wir für uns selbst treffen – und global weiterdenken. Partner*innen dafür gibt es überall auf der Welt. Wir, die Reichen, müssen ihnen helfen, dann helfen sie auch uns.
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