Die Medienschlagzeilen werden in diesen Tagen beherrscht von der Bedrohung aktiver Politiker*innen durch sprachlich und gedanklich verrohte und aufgehetzte Rechtsradikale. Ja, das ist schlimm. Und lässt tief blicken in unsere gesellschaftliche Wirklichkeit. Doch mehr oder weniger beiläufig geschieht beständig Mord und Totschlag als Auswirkung “unserer” Politik. Deutschland und die EU sind nicht Opfer, sondern Täter. Und es ist eine erschreckende Kontinuität erkennbar, von alten verbrecherischen deutschen Systemen zum Jetzt.
Das wirft die Frage auf: was ist das? Ist das deutsch? Ist das bürokratisch? Ist das rassistisch? Ist das “klassische” Machtpolitik? Ignoranz? Planvolles Nichtwissenwollen? Diese Fragen wirft ein DLF-Kultur-Feature von Arndt Peltner auf, das recht kühl und sachlich, angesichts des massenmörderischen Sujets, die Völkermorde gegen die Armenier*innen 1915 und in Ruanda 1994 nebeneinander hält – mit einem scharfen Blick auf die damalige Rolle der deutschen Regierungen und gesellschaftlichen Akteur*inn*e*n. Es ist brutal, was uns da vor Augen tritt. Und wir erkennen es wieder. Es ist kein vergangenes Damals, die Denke ist als Gegenwart gut zu erkennen.
Vor einem Jahr hatte ich auf eine preiswürdige ARD-Dokumentation von Shafagh Laghai hingewiesen, sie ist noch zu sehen (noch wenige Monate Mediathek). Hier nun gibt es eine Aktualisierung des sich verschärfenden Problems von Rémi Carayol in der LeMonde diplomatique (dt. Fassung).
“Das habe ich nicht gewusst.” fällt als Ausrede heute aus. Es war schon 1915 gelogen.
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