Ist Trumps USA nur ein Versteigerungsobjekt?
Gestern lief parallel zum Frauenfussball auf ARTE die Dokumentation “Wüste Prinzenspiele – der neue Golfkrieg” (Mediathek-Verfügbarkeit bis Ende Juli). Es geht um die Herren Mohammed Bin Salman (“MBS”, Saudi-Arabien), Muhammad bin Zayid Al Nahyan (“MBZ”, Vereinigte Arabische Emirate, Abu Dhabi), sowie den Herrn Tamim bin Hamad Al Thani (Katar). Mein Eindruck: die Herren MBS und MBZ auf der einen, und der Herr Al Thani auf der anderen Seite stehen in einem Versteigerungswettbewerb um die USA und andere kapitalistische Länder. Ihre überdimensionierten Rüstungsbestellungen dienen diesem Zweck, “unsere” Herrschenden zu kaufen. Es scheint zu klappen.
Auch mit anderen. Als MBS kurz nach dem Kashoggi-Mord bei einem G20-Gipfel demonstrativ geschnitten werden musste, machte es Wladimir Putin eine diebische Freude, ihn freundschaftlich abzuklatschen. Er profitiert ja schon seit langem von der irrlichternden Aussenpolitik Trumps, der EU und der Nato. Und natürlich benötigt er ebenfalls dringend ein paar Krümel von MBS’ Reichtum, um sein Russland im Oligarchenbetrieb zu halten.
Am tröstlichsten an dem Film von Sylvain Lepetit und Miyuki Droz Aramaki (Quark Productions) ist die mangelhafte Funktionalität und Gestrigkeit feudaler Systeme, die den charakterlichen Mängeln der Prinzen (wer hat keine?) eine überdimensionierte Bedeutung verleihen. Und leider “nebenbei” über 100.000 Kriegsopfer nach sich ziehen. Nach Darstellung des Films schrammten die Prinzen nur um wenige Telefonate aus dem US-Aussenministerium an einem direkten Krieg gegeneinander – Zwei gegen Einen – vorbei.
Der Jemen-Krieg ist der Vietnamkrieg dieser Prinzen. Der Vietnamkrieg fand 1974 ein Ende, weil die militärisch überlegenen USA die grauenhaften Bilder des Krieges, die übers TV innenpolitisch in ihre Öffentlichkeit hineinwirkten, nicht mehr aushielten. Um den Jemenit*inn*en zu helfen, müssten also “nur” ein paar Teams ins Land gehen, und die Bilder in die USA und nach Europa senden, um dort für ein Embargo gegen die Prinzen zu sorgen. Oder ist es schon zu spät? Haben die schon alle*s Wichtige*n gekauft?
Was wohl “der Chinese” so denkt, wenn er das betrachtet?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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