Hat lang’ gebraucht, bis es endlich rauskommt
Leo Kirch war der grössten Pleitiers der deutschen Mediengeschichte. Weil er vermutlich seiner Zeit zu weit voraus war. Das Prinzip: Bilder und Informationen privatisieren und monopolisieren – bis einem das Geld aus allen Körperöffnungen herauskommt. Heute ein ganz “normales” kapitalistisches Prinzip und Geschäftsmodell. Dass das demokratische Öffentlichkeit unterminiert und morsch macht, ist einerseits dabei Nebensache – und heute überall gut zu erkennen. Kirch hatte sich vor seiner Pleite die grössten medienverwertbaren Kuchenstücke der Fußball-WM 2006 gesichert. Dass sie seinerzeit an Deutschland vergeben wurde, zur Zeit der rotgrünen Bundesregierung, hatte aufs engste mit Kirch und seiner von Kohl (CDU) begünstigten Medienmacht zu tun. Das wussten schon damals alle professionellen Beobachter*innen.
Heute erinnert eine stark verspätete Recherche von Johannes Aumüller und Thomas Kistner/SZ daran. Warum so spät? Im SZ-Rechercheverbund arbeitet Klaus Ott. Der war damals im SZ-Medienressort, als es noch bissig und journalistisch führend in Deutschland war. Ott wird sich gewiss an alles erinnern. Ein Grund für die späte Veröffentlichung dürfte sein, dass damals so viele unter der gleichen Decke steckten – wie gesagt: auch viele Rotgrüne – und sie, so lange sie es nicht ins Grab schaffen, lieber dichthalten, alles selbstverständlich für das gute Ansehen Deutschlands in der Welt. Der einst auf allen Kanälen präsente Franz Beckenbauer sprang dem Tod schon knapp von der Schüppe und ist seitdem schweigsam. Der von Aumüller/Kistner namentlich unerwähnte frühere Infront-Mitarbeiter Günter Netzer ist ebenfalls öffentlich wie verschwunden …
Der damalige Bundeskanzler gibt dagegen geschwätzige Interviews. Ist der Ruf erst ruiniert … Mit der aufspielenden deutschen Mannschaft kameragerecht jubeln (Kabinenbesuche unter wenig bekleideten Männern inkl.) durfte dann schon die heutige Amtsinhaberin.
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