Diese Überschrift begegnet mir in der Regel als schwer erträgliche Phrase des Politsprech. Ich assoziierte sie sofort mit den Bildern der Regierungspressekonferenz zur Klimapolitik. Wörtlich gehört habe ich sie aber heute morgen von einer alleinerziehenden Pflegefachkraft. Es ging im Radio um die Kinder. Nicht die Millionen, die gestern auf der Strasse waren, und derzeit das öffentliche Bild bestimmen, in durchaus genialer Weise.
Ältere Besserwisser*innen sollten, bevor sie drauflosschwadronieren, zunächst mal Anerkennung und Respekt zeigen, wie erfolgreich eine globale Bewegung von Kindern und Jugendlichen den lange Zeit von Rechtsradikalen verseuchten öffentlichen politischen Diskurs verschoben hat. Selbst allerklügste “Bewegungsforscher*innen” artikulieren ihr Staunen, dass die immer noch da sind, sich noch nicht gespalten und zerlegt haben und in keiner Weise zu ermüden scheinen. Schon gar nicht nach der gestrigen Blamage der Bundesregierung.
Dennoch täuscht das Bild über wesentliche soziale Wirklichkeiten hinweg. Eine wachsende Zahl von Kindern, auch und gerade im superreichen Deutschland, nimmt an diesen Prozessen nicht teil. Ihre Eltern, oftmals ist der Vater abgehauen und die Mutter mit ihnen allein, schaffen es nicht, ihnen das, sofern sie wollen würden, überhaupt zu ermöglichen.
Daran erinnerte heute morgen das absolut hörenswerte DLF-Wochenendjournal von Christoph D. Richter: “Kinderarmut in Deutschland – Ohne Essen in die Schule”.
Der Autor gibt in seinen Interviews den etwas ahnungslos-naiven Journalisten. Das ist beim Hören etwas anstrengend-eitel, aber, als Methode seine Klientinnen zum Sprechen zu bringen, legitim. Was von denen zu hören ist, gibt ihm methodisch Recht. Und wieder ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass die Massen unterbezahlter Pflegekräfte eine gewerkschaftliche und streikfähige Organisation benötigen, um ihre eigene, skandalöse, unzumutbare Lage zu verbessern. Eine Streikform könnte sein, die pflegebedürftigen Angehörigen Freitagsnachmittags ihrer Familie vor die Haustür zu schieben, und sie montagsmorgens wieder dort abzuholen … Aber gut, da gäbe es sicher noch bessere Ideen.
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