Mit Update nach dem Spiel
Alle Borussia-Fans fiebern heute Abend entgegen. Im Westfalenstadion treffen zwei der gegenwärtig besten Fußballmannschaften Deutschlands aufeinander, mit den grössten Fangruppen, im schönsten Fußballstadion der Welt (seit das alte Maracana für die Fußball-WM 2014 abgerissen wurde). Misstöne gibt es auf Seiten des BVB. Lucien Favre, ehemaliger, verdienter und geliebter Trainer der Gladbacher Borussia, wird in Dortmund schon vor dem Spiel zum Abschuss freigegeben. Als wenn die Vereinsspitze – oder müssen wir sie Konzernspitze nennen? – heute Abend ein Desaster erhofft.
Als publizistischer Henker im Auftrag der Herren Watzke und Zorc ist Freddie Röckenhaus/SZ angetreten. Einerseits lese ich ihn gern, weil er immer gut informiert über die BVB-Innereien schreibt. Er hat vermutlich von allen die besten Beziehungen in die Konzernspitze hinein, und agiert – so ähnlich wie früher Jürgen Zurheide als “heimlicher Pressesprecher” SPD-geführter NRW-Landesregierungen – wie ein “heimlicher Pressesprecher” von Aki Watzke. Und in der SZ ist er eine angenehme Alternative zu dem ganzen süddeutschen Fußballmist. Andererseits finde ich sein heutiges Stück vor dem Spiel, das gewiss nicht von ihm allein inspiriert ist (hoffe ich für ihn), gegenüber Lucien Favre extrem niederträchtig. Ja, so ist es im heutigen deutschen Fußballgeschäft üblich. “Die Mechanismen”, Sie wissen schon … Gut, Trainer auf diesem Niveau werden durch ihr fürstliches Gehalt, sowie Abfindungen nach vorzeitigen Entlassungen weit mehr als angemessen finanziell entschädigt. Aber dass Fußballlehrer Favre, auf weit freundlichere Art als Peter Handke, keine Lust mehr hat, mit fussballunkundigen aber umso intriganteren, von Jürgen Klopp mit viel Entertainment verwöhnten Journalisten zu reden (die Trainingsarbeit für Klopp haben andere gemacht) – das würde ich wohl genauso wie Favre halten.
Seien wir froh, dass das Spiel heute stattfindet. In Barcelona fällt der Classico – das ist wie Ostern und Weihnachten auf einmal – nächstes Wochenende aus. Zu dem Thema fällt mir nur die Anregung ein: vergleichen Sie die Berichterstattung deutscher Medien zu den Protesten in Hongkong und Katalonien. Und zu den Unabhängigkeitsbestrebungen die zwischen Katalonien und Schottland.
So, jetzt muss ich mich innerlich auf das Spiel vorbereiten.
Update abends: nach dem 0:1 beim BVB lässt sich aus Borussia-Sicht ironisch kommentieren: das waren wir Lucien Favre noch schuldig. Auf die Reporterfrage nach dem Spiel “Zuviel Unruhe?” war Favres Entgegnung: “Wer macht die Unruhe”, und das war keine Frage! Das spricht für seinen klaren Blick. Auf Fragen nach dem Buch (und seiner Präsentation) des Herrn Watzke, in dem er Jürgen Klopp hinterherweint, antwortete Michael Zorc (BVB-Management) gewohnt westfälisch-humorlos: “Dummes Zeug.” Alles klar.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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