Wir im Rheinland wurden zu Beginn dieser Woche von Regen verwöhnt. Die Temperaturen sind, jahreszeitgemäss, unangenehm niedrig. Klimaerwärmung kann nur grüne Propaganda sein, oder? Nunja, stimmt leider alles nicht. Allein ein Blick auf den Rheinpegel sagt mir: will der gar nicht mehr steigen? Aber das ist alles Paradies gegen die Weltlage. In Lesotho, das liegt als selbstständiger Staat mitten in Südafrika, so ähnlich wie Bonn im Rhein-Sieg-Kreis, nur kleiner, hat es drei Jahre nicht geregnet. Die wilden Tiere bekommen Nahrung weit von Menschen herangefahren, dass sie nicht verenden. Lange wird das nicht mehr funktionieren. In Kapstadt haben sie sich schon an Wasserrationierung gewöhnt. Ich merke bei diesem Text des politisch denkenden Schriftstellers Ilija Trojanow: Reisen bildet.
Was Trojanow da berichtet, hat noch keinen aktuellen Eingang in deutsche Massenmedien gefunden. Amders als Sydney: in der Millionenmetropole ist Weltpresse gut vertreten und kann berichten. Nur am Rande kommt dabei die blindwütig-sturköpfige konservative und klimawandelleugnende australische Regierung vor.
Bemerkenswert aber die Kanalisierung, die in der FAZ schön zu studieren ist. Es läuft hinten im Vermischtes-Ressort unter “Unglücke”, ebenso wie die Schlammlawinenabgänge in Österreich. Alpenökolog*inn*en erklären schon seit vielen Jahren, dass unter den felsbefestigenden tauenden Gletschern und ehemaligen Frösten auch die Berge bröseln, instabil werden, und auf katastrophale Weise runterkommen.
Diese subversiven Erkenntnisse finden sich aktuell (un-)schön gesammelt im Wissenschaftsressort (in der Printausgabe immer mittwochs, online verfügbar, sofern nicht hinter Paywall versteckt). Die folgenden Beispiele können nicht beruhigen:
– eine Animation der schmilzenden Gletscher
– die Erderwärmungsdaten in beängstigenden Schaubildern und Kurven
– der Klimabeitrag der weltweiten Landwirtschaft mit den Wachstumsmotoren Lateinamerika und Ostasien, wo für den Sojaanbau, Grundnahrungsmittel für die industrielle Massentierhaltung, gehaust wird, als gäbs Reserveplaneten, in Zukunft begünstigt u.a. durch das EU-Mercosur-Abkommen, das es aktuell zu stoppen gilt
– das Verschwinden es Eises an den Polen als Trinkwasserreservoir, damit sind wir wieder bei Trojanow s.o. Läuft es auf seine Diktaturvision hinaus? Dann möchte ich aber schon tot sein.
Korrekturhinweis: in der Überschrift schrieb ich zunächst “3 Tage kein Regen”, ein klassisch-freudscher Tippfehler.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net