Die Affäre um den mutmasslichen (Kinder-)Postitutionsvermittler Jeffrey Epstein ist noch nicht ausgestanden, bei Licht besehen nichts davon, auch nicht sein “Selbstmord”. Aber es gibt zu viele Mächtige, die kein Interesse an der öffentlichen Ausbreitung der Sachverhalte haben. Darauf macht jetzt auch Boris Rosenkranz/uebermedien aufmerksam, leider nur hinter Paywall (gewöhnlich baut dieser Blog sie nach einer Woche ab, also pünktlich zu den scheinbesinnlichen Feiertagen). So viel ist erkennbar: Rosenkranz geht es um John Brockman, dessen Erwähnung von deutschen Leitmedien, die mit ihm gut im Geschäft seien, gründlich vermieden werde. Auf Wiederlesen zu Weihnachten. Ein Brockman-Porträt von Georg Diez/Spiegel von 2014 hier.
Thomas Pany/telepolis leuchtet die gesellschaftlichen Unruhen im Libanon aus, die viel älter sind, als die deutsche Berichterstattung den Eindruck erweckt, und viel mehr mit Ökonomie zu tun haben, als deutsche Journalist*inn*en davon verstehen (ist auch schwerer ins Bild zu setzen als Strassenschlachten und Tränengas). In Panys Beschreibung schimmert die Geostrategie mal wieder durch: das Trump-Regime will die ganze Region in Flammen setzen, und Israels Regierung, so es wieder eine geben sollte, müsste sich gut überlegen, ob sie diese Strategie mitmachen soll. Die europäischen Grossmächte sind darüber zurecht beunruhigt, mit fliessenden Übergängen zu hilfloser Panik. Es fehlt ihnen allen an Sachkenntnis über die gesellschaftlichen Realitäten und die zivilgesellschaftlichen Akteur*inn*en, von Algerien bis Pakistan, weil sie konditioniert sind auf die Weltsicht von Militär und Geheimdiensten. Hilfe gäbe es in Deutschland z.B. hier; aber ein paar kluge Wissenschaftler*innen werden gegen diese Mächte nicht ankommen. Hinzukommen müsse ein gesellschaftlicher Druck, wie er sich in der Klimadebatte erfreulich entfaltet hat.
Pünktlich zum Fest widmeten sich Plasberg/ARD und Hans Hütt/FAZ dem Thema Mensch und Tier. Fabrikation von Tieren, Essen von Tieren, lieben von Tieren. “Entspannte Pragmatik” ist Hütts Devise, die sich auf vielen Feldern öffentlichen Streits gut machen würde.
Bonn und Neapel – kleinkarierter Provinzialismus hier, interessierte Weltläufigkeit dort. Wenn sich Kulturschaffende so gegeneinander in Position schieben lassen, wie es der GA mit Kunstrasen-Veranstalter Martin J. Noetzel getan hat, dann ist das ungefähr so bescheuert, wie es das Aufeinanderhetzen von Sport und Kultur durch den ehemaligen SPD-OB Jürgen Nimptsch war. Es spaltet alle die, die gegenüber Staat und Kapital Interessen der Gemeinnützigkeit gemeinsam vertreten und durchsetzen könnten. Nur die Dummen lassen sich von Politik-Demagog*inn*en spalten – und ja, sie sind Viele. Dabei könnten sie sich in solchen Prozessen kooperativen politischen Kampfes nahezu unbegrenzt gegenseitig befruchten und stärken. In Italien gibt es, zwar nicht in der Regierung aber in der Zivilgesellschaft, starke Kräfte, die zur Verteidigung und zum Ausbau ihres reichen kulturellen Erbes entschlossen sind, wie Andreas Rossmann/FAZ aus dem zwar viel grösseren und schöneren (als Bonn), aber auch viel ärmeren Neapel (Napoli) berichtet.
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