Friedrich Küpperbusch hatte aus Sandra Maischberger alle ihre telegenen Stärken herausgekitzelt, die zuvor noch bei ihren nur mittelguten Auftritten an der Seite von Erick Böhme im von Sat1 gesendeten “Talk im Turm”, noch zu Bonner Hauptstadtzeiten 1991 im Maritim-Hotel gestartet, verborgen geblieben waren. Ihre Stärke ist nämlich nicht die Talkshow mit unübersichtlich vielen Gästen und Themen. Sie ist halt keine Zirkusdompteurin. Ihre Stärke ist das Einzelgespräch. Hier kann sie ein Charmepotenzial verbunden mit persönlicher Ernsthaftigkeit einsetzen, mit dem sie aus echten Persönlichkeiten eine Menge herauszuholen vermag.
Für ihre damalige ntv-Sendung (2000-2006) wurden von Küppi zunächst testweise “Nullnummern” gedreht, bei denen Roland Appel als Probe-“Gast” mitarbeitete. Damals wurde auch Randi Crott als alternative Gastgeberin erwogen. Ich hätte sie vorgezogen, weil sie mit klarem eigenen Standpunkt immer ebenso klare Kante im Gespräch ziehen konnte – und nebenbei: für meinen Geschmack nicht weniger attraktiv ist. Ich stimmte mit Küppi aber überein, dass Crott die Gäste wahrscheinlich so fachlich auseinandergenommen hätte, dass die meisten danach nicht mehr hätten wiederkommen wollen. So begann also Sandra Maischbergers Aufstieg. Helmut Schmidt konnte ihr zu Lebzeiten dabei assistieren. Denn von ihr liess er sich besonders gerne befragen – das verlief so gut und gehaltvoll, dass es beider Bild in der Öffentlichkeit stärkte.
Was aus Maischberger nach der Zusammenarbeit mit Küppersbusch wurde, dazu habe ich mich hier schon oft genug geäussert. Ich werde es heute auch mit Küppi nicht verfolgen, auch wenn er seinen 3:3-Ärger noch wird verarbeiten müssen. Denn heute ist um 20 Uhr El Clásico – allemal wichtiger als deutscher TV-Trash und im Casa Pepe immer garantiert gut zu verfolgen, im spanischen Originalton.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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