Zunächst hört es sich wie eine gute Nachricht für die Beschäftigten an: DuMont will seine Kölner Zeitungen nicht, wie alle anderen (in Berlin, Hamburg, Sachsen-Anhalt) verkaufen. Mitarbeiter*innen von Stadt-Anzeiger und Express meinen sich jetzt auf Weihnachten freuen zu können. Aber Vorsicht.
Diese Nachricht bedeutet zunächst nur, dass niemand dem DuMont-Konzern diese Blätter abkaufen will. Wer heute überhaupt noch Geld mit Zeitungen verdient, glaubt, sich mit einem Kauf der Kölner Blätter mehr Ärger und Probleme als Profit anzueignen. Da die Konzernführung von DuMont von exakt dem gleichen Denken geprägt ist, könnte sich die gute Nachricht von heute als Beginn einer viel Schlechteren entpuppen. Am Ende ist Köln, ähnlich wie das durch Paywalls isolierte Ruhrgebiet (“Funke-Mediengruppe”), ohne relevante Zeitungen, egal ob gedruckt oder digital.
Es muss in den 90ern oder den Nullerjahren gewesen sein – irgendwann war ich mal Abonnent des Rhein-Sieg-Anzeigers, dem regionalen Ableger des KStA. Mein Motiv war, dass diese kleinste Redaktion mit nur einer oder zwei Bonner Lokalseiten, gleichzeitig damals die Beste war, die es in Bonn gab. Als dann der damalige Chefredakteur und spätere DuMont-Konzernvorstand Franz Sommerfeld, der in seiner politischen Jugend als stellv. Boss des Marxistischen Studentenbundes Spartakus mal eine dreiteilige Serie “Ich mag die DDR” publiziert hatte, als dieser Chefredakteur in der Hartz-IV-Debatte einen Leitartikel schrieb, “alle” müssten jetzt kürzertreten und den Gürtel enger schnallen, da war ich überzeugt, seiner Aufforderung persönlich zu folgen, und seine Zeitung abzubestellen. Bereut habe ich es nicht.
Städte, die heute in globaler Konkurrenz stehen, kann das nicht beruhigen. Wenn sie versuchen eigene Medien zu initiieren oder zu unterstützen, setzen die Zeitungsverleger*innen sofort Jurist*inn*en-Interventionstruppen in Marsch, die Gerichte finden, um solche Medien zu verbieten. Hat bisher immer geklappt. Muss aber nicht so bleiben.
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