Das Bild von den Mückenstichen ist von Alice Hasters. Selten habe ich einen Text von solch gedanklicher Klarheit und ebensolcher Formulierung gelesen. Die Tagesschau ist für solche Mitarbeiterinnen zu beglückwünschen. Hasters’ Text ist frei von Larmoyanz und Opfer-Gejammere. Dabei ist es objektiv so: wenn ein*e Schwarze*r hierzulande zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kann das tödlich sein. Es wird “No-Go-Area” genannt. Diese Reihe in “Essay&Diskurs” des DLF ist mit dieser siebten Folge abgeschlossen – ein publizistisch bedeutendes Ereignis. Wenn Sie es bisher verpasst haben, überzeugen Sie sich selbst.
Die Tagesnachrichten beherrscht der, in meinen Augen verzweifelte, Versuch der Bundesregierung, in der Weltpolitik in der ersten Liga mitzuspielen und ernstgenommen zu werden. Sie will es sein, die angeblich einen Waffenstillstand – von Frieden gar nicht zu reden – im Kriegsgebiet Libyen stiftet. Das ganze Sinnen und Trachten wird jedoch davon dominiert, dass es bloss niemand mit schwarzer Hautfarbe gelingen soll, diesem Krieg zu entfliehen und das südliche Mittlemeerufer (oder gar Mitteleuropa) lebend zu erreichen. Von solch getrübtem Blick geschlagen, passieren dann traditionell deutsche technische Fehler: seit den Zeiten des Bundesfinanzminister Schäuble, der damit zum beliebtesten deutschen Politiker avancierte, ist es deutsche Tradition, Griechenland nicht als Subjekt sondern als Objekt zu betrachten. Dabei ist der deutschen GroKo sogar entgangen, dass jetzt ihre ideologischen Gesinnungsfreunde die griechische Regierung zurückerobert haben. Selbst das ist für deutsche Solidarität, sofern das nicht schon ein Widerspruch in sich ist, nicht hinreichend. Wenn sie uns heute oder morgen einen “Erfolg” der Berliner Konferenz zu verkaufen versuchen – glauben Sies lieber nicht ….
Dort, wo keine von Grossmächten und feudalen Oligarchen inspirierte Kriege die Menschen terrorisieren, haben sie auch weniger Gründe abzuhauen. Im Gegenteil: bei der Entwicklung von Open-Source-Technologien und -Software drehen sie der hiesigen Innovationsschwäche gerne mal eine lange Nase. In Deutschland bemerkt das kaum jemand, aber sogar die Penner von Microsoft (“Windoof”) haben schon investiert.
Das Vereinigte Königreich (United Kingdom, UK) strebt seinem Ende entgegen. Übrig wird ein Torso namens England bleiben. In ihm wird es einen weiteren Torso geben: die Sozialdemokratie. Wer wird dort das erobern, was früher mal “die Macht” war? Christian Bunke/telepolis beschreibt die Ausgangslage.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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