Das passt nicht zusammen? Einerseits ja.
Martin Zeyn, ein Redakteur beim Bayrischen Rundfunk, lieferte gestern einen Beitrag zur DLF-Reihe “Essay&Diskurs”. Es ging um die Weltmacht Scham. Scham kann gesellschaftlich hygienisch wirken, ist aber auch eine lebenslange Qual für Individuen, Fress- und Hungersüchtige. Geringfügig ausgeleuchtet wird von Zeyn, etwas zu nebensächlich, der kapitalistische Druck zur Selbstoptimierung, gut ausgeleuchtet die traumatisierende Wirkung von Gewalt und ihre Auslösung lebenslanger Scham. Gut zeigt Zeyn, dass das Problem mit wissenschaftlicher Faktenvermittlung kaum lösbar ist. Es geht um die kompliziertere Psychologie des Menschen und seiner Gesellschaften.
Dafür ist Siggi Gabriel ein wirklich gutes Beispiel. Nach Joseph Fischer ist er das wohl prominenteste Beispiel für den Jojo-Effekt. Die Jungs zeigen damit, dass sie sich in ihrem Körper so wenig wohlfühlen, wie Essay-Autor Zeyn. Und sie beide überkompensieren es mit überdrehtem Machogehabe, zumal sie vom Medienzirkus dafür viel Bestätigung erfahren. Mann kann sich seine Freunde nicht immer aussuchen – in der SZ versprüht heute der neoliberale Wirtschaftsressortchef Begeisterung für Siggis neuen Karriereschritt. Die arme SPD – wer schon ganz unten ist, dass mann denkt, weiter runter kanns nicht mehr gehen, dem bleibt auch sowas nicht erspart. Ich empfehle zu diesem Thema Friedrich Küppersbusch/taz, der für Gabriel und Sarrazin die “Respektrente” empfiehlt …
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