mit Update 6.2.
Glauben Sie an Verschwörungstheorien? Hmm, in diesem Fall sind “-theorien” wohl nicht erforderlich. Die Wirklichkeit liefert mehr als zu verarbeiten ist. Gestern wurden zwei vorgebliche Iowa-Vorwahl-“Sieger” der US-Demokraten gezeigt: Bernie Sanders, badend in seinen Wahlhelfer*innen, und einen Pete Buttigieg, der seinen Fans unter deutschen Korrespondent*inn*en mit solchen Bildern nicht dienen konnte, und darum wohl eilig vor eine Vidoekamera gesetzt werden musste. Aber das waren nur die Bilder für die Doofen. Also die, die Angst vor langen Texten haben.
Sie als Extradienst-Leser*in gehören selbstverständlich nicht dazu. Darum lesen Sie bitte hier bei Sascha Lobo/Sp-on und hier bei Tomasz Konicz/telepolis die ganze Geschichte über das gestrige Vorwahldesaster. Die beiden betrachten den gleichen Vorgang aus unterschiedlichen Blickwinkeln, und haben, so sehe ich das, am Ende beide Recht.
“Zufällig” haben die Entwickler*innen der gestern versagenden App gegen Geld auch für den gestern siegreichen Kandidaten Buttigieg gearbeitet. Wer hätte schon damit “rechnen” können, dass der dann auch (knapp) gewinnt? Sachen gibts.
Konicz hält nur seine Übertreibung wieder nicht im Zaum. Bernie Sanders zum “sozialistischen Präsidenten” zu adeln, nimmt nicht nur erst noch zu bestehende Wahlen vorweg. “Sozialistisch” ist der Bernie allenfalls im politischen Spektrum der USA, in dem Linksliberale = Linksradikale sind. Im deutschen Spektrum würde ich Bernie mit ehrlichen sozialdemokratischen Gewerkschaftern der 60er/70er Jahre vergleichen – allerdings mit den Kampagnenmitteln von heute (hier verführt sein hohes Lebensalter zur Unterschätzung, gut so!).
Die Prozesse, die Lobo und Konicz wirklichkeitsnah beschreiben, sollen die Mehrheit der Wählenden, die vielleicht nur in Ruhe gelassen und nicht von Irren regiert werden wollen, sanft und “nudgend” dahin stupsen, sich am liebsten von sowas regieren zu lassen. Demokratie ist einfach total kompliziert, zeitraubend und unökonomisch. Und jede*r Bekloppte darf mitmachen.
Update 6.2.: Das Elend zur Iowa-Auswertung geht weiter – in den USA und der deutschen Berichterstattung.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net