Die rätselhafte Hamburger SPD
Hier war der letzte Wahlsieg der SPD. 2015 holte Olaf Scholz 45,6%. Träume von der guten alten Zeit waren wieder wahrgeworden. Wie hat der Scholz-o-mat das gemacht? Diese Bezeichnung verrät es schon. Langweiligkeit ist in Hauptstadtberlin und den angeschlossenen Medien verrufen, schlecht für Quoten und Klicks. Die Hamburger*innen mit ihrem schlechten Wetter fühlen sich davon eher wohlbehütet, als von den ganzen Irren, die im Politikbetrieb frei rumlaufen dürfen.
Dass Olaf Regierungschefs der ganzen Welt kommen liess, und ein paar tausend linke Demonstrant*inn*en von der Polizei verkloppen und verhaften liess, hat ihm zusätzlichen Zuspruch von früheren CDU-Wähler*inne*n gebracht. So übergab er die Amtsgeschäfte an seinen Finanzsenator, dessen Namen ich mir nur merken kann, weil ein deutscher Fifa-Schiedsrichter in den 60er Jahren auch so hiess: Tschentscher.
Nachdem Olaf beim G20-Gipfel viel Schulterklopferei genossen hat, zog er hinaus in die Finanzwelt der ganz Grossen: Bundesfinanzminister. Alles lief so gut, dass der Thüringen-Effekt fast allein von der Hamburger SPD eingesackt werden kann. Nach der gestrigen ARD-Umfrage fehlen rechnerisch nur noch zwei Wochen, dann könnte die Hamburger SPD wieder alleine regieren – schon jetzt wälzen sich zahlreiche Genossen schlaflos im Bett, und rechnen ihre Karrierepläne durch …
Wenn Olaf und Peter da nicht eine Leiche im Keller hätten. Die, was für ein Zufall, ebenfalls genau gestern ausgegraben wurde. Olaf ist Jurist, und wird es besser wissen als ich. Aber für mich als Laie sieht das regelrecht kriminell aus. Heisst sowas nicht Veruntreuung? Da Hamburg so klein ist, dass sich da “alle” kennen, wüssten grosse Teile der Öffentlichkeit jetzt natürlich gerne mehr über die exzellenten Beziehungen zwischen Olaf Scholz, Peter Tschentscher und der Warburg-Bank.
Aber ist das für echte Norddeutsche nicht zuviel Hektik und Aufregung? Hat es sowas nicht schon immer gegeben, in diesem “Tor zur Welt” sowieso? Die Elbe wird für die Dicken Pötte ausgebaggert, die Köhlbrandbrücke abgerissen und neugebaut, was für ein Zufall, vom Bund bezahlt ;-)), internationale Geldwäscher bauen Luxustürme an der Hafenkante, läuft doch alles.
Entscheidender ist, ob die Hamburger*innen sich überhaupt noch für Politik interessieren. Wenn ja, müssen sie am 23.2. anders wählen, als in den heute aktuellen Umfragen. Wenn nein, dann wird es wohl so ähnlich kommen. Sagen wir schon mal “Tschühüs” zur Großstadt-CDU.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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