,… habe ich mal philosophiert, wäre, wenn ich meine letzten Atemzüge mit diesem Wein in der Nase machen dürfte: Terre Brune, ein Rotwein aus Sardinien. Ich entdeckte ihn zusammen mit Andrea Arcais, einem Freund sardischer Herkunft, Anfang der 90er Jahre beim Besuch einer kleinen Weinhandlung in Cagliari. Zusammen mit seinem grossen, noch teureren Bruder Turriga, hergestellt von einem anderen Weinhaus. Damals kosteten die beiden so rund 30 DM/Flasche. Schöne Zeiten waren das, die mafiaverseuchten Christdemokraten in Italien gaben gerade ihren Löffel ab. Staatsanwalt Antonio di Pietro brachte sie in live im TV übertragenen Gerichtsverhandlungen zur Strecke. Auch wenn er sich später selbst nicht als guter Politiker erwies – als Staatsanwalt war er in einem historischen Ausmass wirkungsvoll.
Wenn Sie mich nun genauer nach meinem schönsten Tod fragen, dann würde ich doch gerne präzisieren, wenn ich es mir denn aussuchen darf, doch, dann würde ich gerne vor dem letzten Atemzug noch einen letzten Becher Terre Brune trinken.
Gestern war ich nun endlich mal wieder in der Venloer Strasse in Köln-Ehrenfeld, ein optimaler Sommerabend, nicht zu heiss, nicht zu schwül, alle Gaststätten, die ganze Strasse, Corona hin oder her, voll besetzt. Das blühende Leben. Geht doch. Die Aussengastronomien durften ihre Flächen erweitern, um die Abstände einzuhalten, die Kellner*innen tragen Masken, leider auch die Schönen, ein perfektes Szenario. Das Einzige was noch stört, ist die Autofahrbahn in der Mitte – und die Fahrräder mit überhöhter Geschwindigkeit.
Und das Beste: der Weinladen des Scholzen-Clans war noch offen. Ich weiss, dass die diese Weine seit Jahrzehnten vorhalten, ich musste rein. Turriga war alle, aber Terre Brune (2015er) war da. Ich hatte nichts zum transportieren, musste mich auf eine Flasche beschränken, nur 30 €, der ideelle Wert für mich weit höher. Weil ich mein Konsumentenglück so verräterisch zeigte, schwatzten mir die ein Feierabendgläschen trinkenden Betreiber noch einen weissen Vermentino di Gallura von Surrau auf, eine wunderbare Kleinigkeit “für jeden Tag”.
Als ich diese kleinen Errungenschaften zuhause einlagerte, prüfte ich die letzte Terre-Brune-Flasche, die noch in meinem Keller liegt. Ihren Jahrgang will ich hier lieber nicht verraten. Denn eine 1-Minuten-Recherche per Suchmaschine verriet mir, dass ihr Marktwert weit über dem meines davorstehenden Fahrrades liegt. Und ich habe ein Gutes!
Aber was nun, wenn die Flasche über all die Jahre schon schlecht geworden ist? Da hilft nur eins: zügig überprüfen!
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