FR und FAZ überholen taz links
Die SZ berichtet heute, dass das Coronavirus gekommen sein könnte, um zu bleiben. Was für eine Überraschung. Also, ich meine damit, dass die SZ das jetzt schon publiziert. Haben Sie irgendwas mitbekommen, dass die Politik dem Rechnung trägt? Irgendwelche öffentlichen Signale, oder gar praktische Konsequenzen? Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar. In meiner Wahrnehmung herrscht seit einem Jahr vor: noch 2, 3 Wochen, dann haben wirs “hinter uns”. Geglaubt habe ich das nie.
Nicht zu Mutters Beerdigung – aber nach Budapest
Mit zunehmender Verwunderung nimmt die Öffentlichkeit aufwendig konstruierte Blasen zur Kenntnis. Die milliardärseigenen Profivereine hatten sich vor Wochen noch empört, dass sie ihre sensiblen Spieler für Länderspielreisen freigeben mussten. Jetzt reisen sie selbst: nach Budapest, Bukarest, Katar, Spanien. Vom mittelguten Fussballlehrer und erstklassigen PR-Strategen Jürgen Klopp geht die Legende, er habe nicht zur Bestattung seiner Mutter gedurft – aber er dürfe jetzt von Liverpool nach Budapest. Dä.
Achtung! Achtung! Eine kreative Leistung beim WDR!
Ausgerechnet Sechzger-Fan Rüttenauer, Exilant bei der Berliner taz, meint dazu nach Differenzierung rufen zu müssen. Er ist wohl stark vom selbstbezüglichen Berliner Flurfunk benebelt. Selbst der bei DFL und DFB in Frankfurt exzellent eingebettete Jan Christian Müller/FR schafft es, dazu deutlicher zu werden. Wie auch FAZ-Redakteur Christopher Meltzer, Schwabe im Münchner Exil. Eine Moderatorin der WDR-Aktuellen-Stunde (Achtung: rot anstreichen: eine lobende Erwähnung des WDR!) prägte in Bezug auf den Westfalen aus Lippstadt Rummenigge das Bonmot vom “Fettnäpfchen-Triple”.
In München sind nun auch zahlreiche Breitensportvereine auf die publizistischen Barrikaden gegangen, weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Ich fürchte, was sie berichten, ist repräsentativ. Wie soll das werden, wenn das Virus bleibt?
Stenger und Breuckmann
Für mich bleiben noch zwei verehrte Veteranen der Erwähnung wert. Harald Stenger wird 70 und darf nicht feiern. Und Manni Breuckmann ist 69, und trauert um S04. Als ich 8 war, waren die auch schon aussichtsloser Letzter. Und sind wie durch ein Wunder trotzdem nicht abgestiegen. Also: alles ganz normal. Oder wie mein Freund Rudolf Schwinn schon 1976 wusste: “Es wird immer verrückter!”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net