In der Bonner Kaiserpassage
mit Update 6.4.
“Passage” heißt das Kunstprojekt, dass bis Jahresende 2021 in der – ansonsten immer weiter entleerten Kaiserpassage in der Bonner Innenstadt zu sehen ist. Initiiert von SZALCprojects und dem ESSZIMMER. Zu sehen sind die Lichtinstallation der Düsseldorfer Künstlerin Gabriele Horndasch “Schadensschnelldienst”, eine weitere Lichtinstallation von Camenisch/Ventsch aus Basel sowie Malerei des Kärntener Malers Peter Kohl.
In der Eigenwerbung der beiden Veranstalter heißt es: “Das Kunstprojekt PASSAGE nutzt den temporären Leerstand in der Kaiserpassage, im Zentrum von Bonn und macht sie zu einem Ort für Kunst, der auch ausserhalb von Öffnungszeiten und Kontaktbeschränkungen einen Erfahrungsraum schafft.”
Tatsächlich sind die BesucherInnen zunächst mal echt gefordert, die Kunst im Nichts der Kaiserpassagen überhaupt zu finden. Hinweise gibt es keine, nicht einmal zwischen den Kunsträumen. Auf entsprechende Kritik/Hinweise reagiert die erfahrene Künstlerin und Galeristin Sybille Feucht mit einer Email in der es heißt: “Lagepläne sind aber erfahrungsgemäß nicht hilfreich und die Kaiserpassage doch recht übersichtlich.”
Ich mußte die Räume trotzdem suchen und bin erstaunt über eine solche Ignoranz.
Aber dafür können die Künstler nichts, und deren Arbeit lohnt einen Besuch in der Kaiserpassage. Die Lichtinstallationen befinden sich in zwei Räumen nebeneinander und sind am einfachsten zu finden, wenn man den Eingang vom Neutor aus nimmt, zwei Häuser vom Haribo-Laden entfernt. Peter Kohls Malerei befindet sich in einem leeren Ladenlokal, das am schnellsten vom Kaiserplatz (Eingang neben einer Bäckerei) erreichbar ist. Wie gesagt, es gibt keinerlei Plakate oder sonstigen Hinweise.
Kunst hilft gegen Leerstand
Am Geld kann es nicht gelegen haben. Das Gesamtprojekt wurde vom Kunstfonds mit immerhin 20.000 Euro unterstützt. Die Künstlerinnen erhalten ein nicht näher beziffertes Honorar. Bleibt zu hoffen, dass die Zurich-Versicherung, der die Kaiserpassagen gehören und die mit ihren unbändigen Mietforderungen für den Leerstand verantwortlich ist, nicht einen Großteil dieses eigentlich für Kulturprojekte vorgesehenen Fördersumme abgreift. Andere Erfahrungen zeigen, dass die Zurich-Versicherung bei vergleichbaren Kunstprojekten schon mal für vier Räume und ein paar Wochen, 700 Euro für Nebenkosten berechnete. Dabei sollte die Versicherung eigentlich Honorare an die Veranstalter und die Künstler zahlen, weil sie Besucher in die Ödnis locken. In Königswinter konnte ich erfahren, wie Kunst in leeren Räumen wirken kann. der Kunstverein antiFORM bespielte in der dortigen Altstadt zeitweise vier Ladenlokale – die teilweise seit Jahren leerstanden. Als die Kunst dort einzog, gab es plötzlich Interessenten und alle Räume wurden innerhalb von ein paar Monaten, teilweise sogar weniger Wochen, vermietet bzw. fanden einen Käufer.
Die Passage ist während der Öffnungszeiten der Kaiser-Passage jederzeit von außen sichtbar.
Update 6.4.: Auf Anfragen erklärte die Zurich Gruppe Deutschland: “Die Künstler erhalten die Flächen mietfrei. Lediglich bei aktiver Nutzung der Fläche, also beispielsweise bei einer Präsenzveranstaltung, zahlen sie einen gewissen Betriebskostensatz. Finden keine Veranstaltungen statt, zahlen sie auch keine Betriebskosten.”
Auch die mangelnde Werbung liegt nicht am Eigentümer, denn so die Sprecherin der Zurich Gruppe weiter:
“Selbstverständlich steht es den Künstlern frei, die Projekte mit entsprechenden Hinweisen zu bewerben. Wir fördern dies und stellen ihnen etwa auch einen Schaukasten am Kaiserplatz zur Verfügung.”
Da bleibt es ein Rätsel, warum die beiden Galerien bisher auf jegliche Werbung oder Hinweise vor Ort verzichten.
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